Nachdem uns unser bisheriges Familienzelt nahezu acht Jahre eine zuverlässige Behausung war, war es nun trotzdem an der Zeit, sich nach einem Nachfolger umzusehen. Heftiger Wind (Gestängebruch und Verbiegungen), Steine (Löcher im Boden) und das UV Licht (ausgeblichenes und anfälligeres Material) hatten unserer Trutzburg ganz schön zugesetzt.

Doch nun standen wir vor der Qual der Wahl – wieder ein großes Zelt eines uns bekannten Herstellers für ziemlich viel Geld oder ein preisgünstigeres Zelt einer Marke, die offenbar Europas Campingplätze überschwemmt. Nun, wir haben uns auf das Experiment eingelassen und uns für ein Wurfzelt von Quechua entschieden – das Seconds Family 4.2 XL.

Kurze Anmerkung vorab – der Bericht bezieht sich auf das Modell von 2012. Das Zelt hat ein Facelift erfahren und wird mittlerweile in einer neuen Version verkauft.

Wir nutzen das Zelt nun seit gut einem Jahr und ich denke, wir haben einen umfassenden Eindruck gewinnen können.

Unser Quechua Family 4.2 XL

Unser Quechua Seconds Family 4.2 XL

Die Daten

Doch erst einmal zu den schnöden Fakten. Das Seconds Family 4.2 XL ist für vier Personen ausgelegt, die in zwei gleich großen Schlafkabinen nächtigen. Zwischen den Schlafkabinen befindet sich ein Aufenthaltsraum, in dem man zur Not auch mit vier Personen sitzen kann, um zum Beispiel bei schlechtem Wetter zu frühstücken. Das Zelt ist gut 6 m breit, 2,25 m tief und etwa 2 m hoch. Ich kann mit meinen 1,80 m Körperlänge gerade so im Vorraum stehen. Die Schlafkabinen sind relativ klein. Man hat eine Länge von 2,10 m und eine Breite von 1,60 m zur Verfügung. Damit bleiben die Taschen mit den Klamotten im Vorraum. Uns reicht die Größe völlig aus, obwohl unser bisheriges Zelt deutlich größer war.

Aufbau

Der Aufbau geht ziemlich schnell vonstatten, da die Prinzipien der Wurfzelte bei diesem Zelt genutzt werden. Das Glasfibergestänge ist also bereits mit dem Zelt verbunden und steht unter Spannung. Als erstes muß die Bodenplane ausgelegt und mit vier Zeltnägeln verankert werden. Der Riemen, der das Zelt zusammenhält, wird nun gelöst und das Zelt auf die Plane geworfen, wo es sich (hoffentlich) entfaltet. Im Gegensatz zu den kleineren Wurzelten steht es nun noch nicht in voller Pracht. An den vier Ecken des Zeltes müssen die Laschen nun über die Zeltnägel der Bodenplane gezogen werden. Jetzt steht das Zelt. Das Finetuning erfolgt dann durch Abspannen der restlichen Leinen. An den Längsseiten werden zusätzlich Glasfiberstangen für ein kleines Vordach verwendet.

Abbau

Den Abbau sollte man zumindest einmal zuhause üben, um peinliche Situationen unterwegs zu vermeiden. Wem die mehrseitige Anleitung in der Verpackung nicht hilft, sollte sich die Videos auf der Produktseite anschauen. Wenn man weiss, wie es geht, lässt sich das Zelt recht fix zusammen packen. Alleine habe ich es noch nicht wirklich geschafft, die unter Spannung stehenden Glasfiberstangen im Zaum zu halten.

Und wie ist das Zelt nun? 

Ich gebe zu, dass ich Vorbehalte gegenüber dem Zelt hatte. Doch wir haben die Entscheidung zum Quechua Familienzelt nicht bereut. Gerade kommen wir von einer dreieinhalb wöchigen Campingtour zurück und hatten das Zelt natürlich dabei. Kurzum – wir sind zufrieden. Das Seconds Family 4.2 XL steht stabil im Wind und hält auch anständig Regen aus. Die Verarbeitung ist gut und sauber – mir sind keine Nachlässigkeiten aufgefallen.

Ein paar Punkte gibt es aber, die mir aufgefallen sind:

  • An den Ecken neigt das Aussenzelt dazu, Kontakt mit dem Innenzelt zu haben, was bei Regenwetter unangenehm werden kann. Ich zumindest habe es nicht immer geschafft, hier optimal abzuspannen.
  • Nach mehreren Tagen Dauerregen erzeugen die Regentropfen von aussen leichten Sprühregen im Aufenthaltsraum, da es hier einen Bereich gibt, der nur durch das Aussenzelt geschützt ist.
  • Bei der 2012-er Konstruktion kann es zu Pfützenbildung auf dem Dach kommen. Im Nachfolgemodell ist eine weitere Glasfiberstange im Dachfirst verbaut, welches diese Pfützenbildung wohl vermeidet.
  • Bei Schlechtwetter muss darauf geachtet werden, dass beim Schliessen der Tür diese die Bodenwanne nach aussen überlappt (Klettverschlüsse). Sonst könnte es unter Umständen feucht auf dem Zeltboden werden.
  • Konstruktionsbedingt läuft das Wasser genau dort vom Zeltdach ab, wo sich auch die vorderen Verankerungen der Innenzelte befinden. Ich hatte den Eindruck, dass die Riemen die Feuchtigkeit aufsaugen und in die Ecke des Innenzeltes transportieren. Es war nicht wirklich nass, aber feucht. Diesen Umstand werde ich beobachten.
  • Manchmal faltet sich das Zelt nicht richtig auf beim Aufbau. Dann muss sehr genau geschaut werden, an welchem Ende gezogen wird, um nicht vollends im Zeltknäuel verloren zu gehen.
  • Die Innenzelte haben keine separaten Moskitonetze am Eingang.
  • Die Bodenplane weist im Mittelteil eine Wanne auf, die vor Wasser von aussen schützen soll. Diese Wanne schliesst allerdings die Schlafkabinen nicht mit ein. Hier würde ich mir eine Vergrösserung der Bodenwanne wünschen.

Fazit

Das Quechua Seconds Family 4.2 XL ist ein anständiges Zelt, welches auch durchaus für längere Campingtouren bei Wind und Wetter genutzt werden kann. Und Regen hatten wir zu Beginn der diesjährigen Saison zur Genüge.

Das Packmass macht es nicht gerade zu einem Familien-Trekking-Zelt, aber das war auch nicht unser Anspruch.

Hier bekommt man für relativ wenig Geld viel Zelt für die Familie. Es bietet weniger Platz, als die großen Hauszelte, aber ein Hauszelt wollten wir gerade nicht haben.

Somit ist das Quechua für unsere Vorstellung vom Zelten optimal geeignet. Ganz klare Empfehlung von meiner Seite.

(Das Zelt wurde von uns selbst ausgesucht, bezahlt und verwendet.) 

Update August 2014: Nach einem weiteren Jahr Benutzung habe ich einen Nachtrag zum Test geschrieben. Diesen findet ihr hier.