Wir schreiben das Jahr 2015 und es ist Februar – Zeit für eine weitere Episode unserer Eifelsteigsaga im Winter. So langsam, aber sicher nähern wir uns Trier und in unsere Gespräche fliessen bereits Überlegungen, was wir denn als nächstes Projekt angehen wollen. Doch soweit ist es erst einmal noch nicht.
Im vergangenen Jahr beendeten wir die Tour an der Neuenkirchener Mühle. Nach einer kurzen Nachfrage per e-mail bekamen wir die freundliche Erlaubnis, das Auto dort zu parken und konnten somit die Wanderung nahtlos fortsetzen.
Die Wettervorhersage war nahezu perfekt für ein Vorhaben dieser Art. Leichter Frost, Samstag klarer Himmel und vielleicht ein wenig Schneefall am Sonntag. Da hatten wir in den vergangenen Jahren schon schlechtere Ausgangsbedingungen. Bei der Anfahrt in die Eifel wurde es kurzzeitig etwas stiller im Auto, als die Aussentemperatur schattige elf Grad minus anzeigte.
An der Neuenkirchener Mühle angekommen, verteilen wir bei strahlendem Sonnenschein die Ausrüstung auf die Rucksäcke, wechseln Schuhe, legen Gamaschen an und machen uns schliesslich auf den Weg. Es ist kurz nach 9 Uhr. So früh waren wir auch schon lange nicht mehr abmarschbereit. Nach wenigen Metern biegt der Eifelsteig nach links über eine Holzbrücke ab und verschwindet im Wald. Wir sind wieder unterwegs. Aber nur, um nach einer guten halben Stunde das erste Mal wieder anzuhalten und uns der äußeren Klamottenschicht zu entledigen. Es ist einfach zu warm für Soft- und Hardshelljacke.
Den Ort Daun – den offiziellen Beginn der 11. Etappe des Eifelsteig – lassen wir links liegen, auch wenn wir uns damit der Möglichkeit eines zweiten Kaffees berauben. Da geht sie wieder los, die ständige Verlockung der Einkehrmöglichkeiten. Doch diese Möglichkeiten sollten im Laufe des Weges immer rarer werden. Aber noch befinden wir uns in einem deutlich urbanen Umfeld und durchqueren den Kurpark, wo jedoch ausser uns nur ein paar Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern unterwegs sind. Zu unserer Belustigung schlittern jede Menge Enten unbeholfen über den grösstenteils zugefrorenen Teich.
Wir nähern uns den „Augen der Eifel“ wie die Maare hier auch genannt werden. Maare sind Überbleibsel aus der vulkanischen Vorzeit der Eifel und durch Wasserdampfexplosionen entstandene Krater. Bis zu 75 solcher Maare soll es in der Vulkan-Eifel geben. Wie ein Keilriemen schlängelt sich der Eifelsteig um das Gemündener Maar, das Weinfelder Maar und das Schalkenmehrener Maar. Mal hat man von weit oben einen schönen Blick auf ein Maar, um dann wieder auf nahezu Wasserspiegelniveau abzusteigen. Die Perspektiven wechseln sich ab und wem das nicht reicht, dem wird noch die malerische Weinfelder Kirche aus dem 16. Jahrhundert als optisches Schmankerl geboten. Doch so schön, wie es hier auch ist, wir sind mehr auf Wildnis gepolt und die Zäune um die Maare und die ganze Infrastruktur passen nicht so richtig in das Bild.
Doch halt, zurück zur Infrastruktur – vor dem Waldcafé Daun direkt oberhalb des Gemündener Maares lockt uns ein Schild mit einem Hinweis auf leckere Erbsensuppe dann doch ins Warme. Immerhin sind wir schon gute zweieinhalb Stunden gewandert und haben uns die Suppe und ein Eifeler Landbier redlich verdient.
Kurz hinter Schalkenmehren – in dem nette Fachwerkhäuser und Reste der alten Wasserleitungen zu sehen sind – durchquert der Eifelsteig eine Art Hochebene. Hier geniesst der Wanderer einen unverstellten Blick und wir zudem die Muster, die der Wind auf die harsche Schneeoberfläche gezaubert hat. Rechts von uns sind die Kuppeln der Observatorien auf der Hohen List gut zu erkennen. Nachdem wir die L64 überquert haben, ist es erst einmal vorbei mit der Weitsicht, denn der Eifelsteig verschwindet nun im Wald.
Kurz nach Trittscheid biegt der Eifelsteig nach links ins Tal der Lieser ab, wo er sich teilweise mit dem Lieserpfad vereinigt. Die Ursprünglichkeit, die wir bei den Maaren noch vermisst haben, zeigt sich auf dem Lieserpfad von seiner besten Seite. Daran ändern auch die Waldarbeiter nichts, die mit einem Radlader ein mindestens zweistöckiges Feuer errichtet haben, dessen Rauchschwaden man noch zwei Stunden später riechen kann.
Langsam wird es Zeit, sich nach einem geeigneten Biwakplatz umzuschauen. Unterstände gibt es kurz vor Manderscheid einige und schliesslich werden wir fündig. Es gibt sogar genügend Platz, um unser Testexemplar des TheTheoryWorks Shelters aufzustellen, welches uns als Behausung für die Nacht dienen soll.
Den Abend lassen wir bei gefriergetrocknetem Dinner, mehr oder weniger geistigen Getränken und einer Podcastaufnahme ausklingen.
Die Nacht war im dicken Winterschlafsack eher warm und geprägt von der Erkenntnis, dass ein solches Shelter durchaus heftigere Windböen gut verkraftet, aber bei Belegung mit 5 Mann für eine stete Berieselung der Schlafenden mit Kondenswasser führt.
Beim Frühstück liegt der Fokus wie immer auf den koffeinhaltigen Heißgetränken, die ich hier mit Absicht nicht Kaffee nennen möchte, die aber trotzdem derart gefragt waren, dass wir zusätzlich noch Schnee schmelzen müssen. Ich sage es ja immer wieder – draussen schmeckt eigentlich alles – Hauptsache kalorienhaltig oder warm. Oder beides.
Gegen 9 Uhr haben wir unsere Spuren weitestgehend verwischt und sind bereit, uns weiter schrittweise Trier zu nähern.
Bald schon erreichen wir Manderscheid. Der Ort ist geprägt von den beiden Burgen – der Oberburg und der Unterburg – die so dicht beieinander stehen, dass man meint, deren Besitzer konnten früher ihre Fehden durch das Werfen von Steinen ausfechten. Immer wieder hat man einen guten Blick auf mindestens eine der beiden Ruinen und sobald man den Ort hinter sich lässt, sogar auf beide gleichzeitig.
Der Eifelsteig verläuft immer noch parallel zum Lieserpfad und folgt diesem teilweise hoch über dem Tal am Fels entlang. Der „Pfad“ ist hier Program und es macht Spaß, diesem zu folgen. War der Beginn der gestrigen Etappe doch eher urbaner Natur, ist dieser Teil des Eifelsteigs das genaue Gegenteil. Wir sind uns schnell einig, dass dieser Abschnitt ein ganz klares Highlight des Eifelsteigs ist. Und wer keine Lust auf den Eifelsteig hat, kann sich ja den Lieserpfad vornehmen und auf diesem Kleinod wandern.
Ich vermag gar nicht irgendwelche Besonderheiten oder Sehenswürdigkeiten dieser Etappe hervorzuheben. Sie ist einfach ein Gesamtkunstwerk. Mal geht es hoch, dann wieder runter. Schmale Pfade wechseln sich mit breiten Wegen ab. An einer Stelle wird der Eifelsteigwanderer sogar umgeleitet, da Schneebruch ein schwer zu überwindendes Baum-Mikado hinterlassen hat.
Bei der Mündung des Ilgenbaches verlassen den Lieserpfad und wenden uns nach rechts. Durch eine wechselnde Wald- und Wiesenlandschaft – die nun wieder deutlich urbanere Züge aufweist – nähern wir uns der Abtei Himmerod. Es wird gemunkelt, man könne dort gut einkehren und den Wandertag beschliessen.
Bei deftigem Essen und leckerem Bier lassen wir die letzten beiden Tage noch einmal Revue passieren und planen schon die nächsten Etappen. Wie gesagt, wir sind ja bald in Trier…
Jungs, das war wieder einmal ein Wochenende von der Sorte „Gerne mehr davon!“. Danke dafür!
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Sehr schöner Beitrag über die Eifel, ein oft sehr unterschätztes aber landschaftlich sehr reizvolles Wandergebiet. Viele Grüße aus Oberehe-Stroheich.