Vergangene Ostern haben wir als Familie mal etwas neues ausprobiert. Getrennt urlauben nämlich. Und bevor hier Gerüchte entstehen – Nein, bei uns ist familiär alles intakt. Es war halt nur so, dass die fussballbegeisterte Hälfte der Familie zu einem Turnier nach Südfrankreich gereist ist und da habe ich mir gedacht, dass die bergbegeisterte andere Hälfte eben auch in die Berge fahren könnte. Wohl wissend, dass Ostern im Jahr 2017 recht spät lag und das Ende der Skisaison quasi schon an die Tür klopfte. Zudem konnte man per Webcam in den warmen Wochen vorher dabei zuschauen, wie der Schnee schmolz. Na ja, wir würden schon noch das Beste daraus machen.
Dass nahezu zeitgleich mit uns auch der Winter noch einmal in voller Pracht im Kleinwalsertal vorbeischauen würde, war pures Glück. Und eben auch so mancher Leute Leid, die den Winter für diese Saison bereits abgehakt hatten.
Quartier bezogen wir im sehr urigen Bergheim Moser, welches sehr lauschig oberhalb von Mittelberg thront. Nach der Anreise an Karfreitag genoss ich auf der Terrasse schon mal ein kühles Bier und versuchte mit dem Fernglas die Situation im Aufstieg zur Fiderepasshütte zu erkunden. Sollte der Schnee zum Ski fahren nicht ausreichen, wäre der Aufstieg eine mögliche Alternative gewesen.
Der erste Skitag am Samstag war so lala. Morgens waren die Pisten noch bretthart gefroren und gegen Mittag verwandelten sie sich direkt in Sulzpampe. Immerhin war es nicht sehr voll. Gegen Nachmittag setzte leichter Schneefall ein.
Und es sollte vier Tage durchschneien…
Am Sonntag zogen wir die ersten Spuren auf einer traumhaften Piste. Nichts war mehr zu spüren vom Eis oder Sulz, denn mit dem Schnee kamen auch die tieferen Temperaturen. Hey, ich bin ein zurückhaltendes Nordlicht, aber hier entsprang das eine oder andere Mal ein lauter Jubel meinen Lippen. Die Sicht war zwar mies, aber der Schnee nahezu perfekt. Hinzu kam, dass drüben am Fellhorn die Bahn bereits Saisonende hatte und je weiter wir uns von der Kanzelwand entfernten, umso einsamer wurde es. Wir hatten die Pisten teilweise für uns alleine. Da wir typischerweise zu Weihnachten im Kleinwalsertal Ski fahren, war mir dieses Gefühl völlig fremd. Wieder Jubel!
Apropos Saisonende – ein wenig wunderte ich mich schon, dass angesichts der tollen Bedingungen die Lifte nicht einfach länger öffneten. Doch das Skigebiet äusserte sich per Instagram, dass die Saisonplanung bereits anderthalb Jahre zuvor gemacht würde und die anstehenden Revisionsarbeiten entsprechend geplant würden. Beim Ifen kam hinzu, dass die Bauarbeiten für die neue Bahn beginnen mussten. Sei es drum, wenn ich eine breite Pistenautobahn für mich haben kann und diese carvenderweise von links nach rechts durchpflügen kann, soll mir das auch recht sein.
Interessant war auch die Stimmung im Tal. Man spürte förmlich, dass eigentlich alle schon mit dem Winter abgeschlossen hatten. Nicht nur einmal bemerkte ich entsprechende Kommentare und Gesten der Einheimischen untereinander. Wie gesagt, des einen Freud, des anderen Leid. Ich bin wahrscheinlich die fünf Tage mit einem Dauergrinsen durch die Gegend gelaufen. Viola und Roman vom Bergheim Moser werden das bestätigen können.
Apropos Bergheim Moser. Klare Empfehlung für alle, die eine nette Unterkunft mit Hüttencharakter suchen. Wir haben uns dort sauwohl gefühlt und das nicht nur wegen der unkomplizierten Art und Weise, wie wir dort versorgt worden sind. Und hey, das Brotzeitbrett landete auf meiner persönlichen Brotzeit-Top3. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich hatte zwei davon. Stundenlang hätte ich aus dem Fenster der Gaststube dem Schnee beim Fallen zuschauen können.
Am Morgen des letzten Skitages für uns bemerkte ich eine deutliche Unlust beim Nachwuchs, wieder auf die Bretter zu steigen. Nachdem wir ein paar Runden um den heissen Brei herum sind, wurden die schlechte Sicht und eine weiter reduzierte Anzahl an Pisten als Grund ausgemacht. Gut, verstehen konnte ich es, da ab heute nur noch die Pisten direkt an der Kanzelwand geöffnet waren. Also Plan B. Leihski und Leihschuhe wurden in Schneeschuhe für uns beide umgetauscht.
Der eigentliche Plan, ein wenig ins Schwarzwassertal zu wandern, endete jäh an einem Schild. Betretungsverbot aufgrund akuter Lawinengefahr. Gut, verständlich bei dem Schneefall der letzten Tage. Aber warum muss das Schild auf der ersten Anhöhe stehen und nicht schon unten am Parkplatz? Apropos Parkplatz, auf selbigem lagerten schon die Sessel des letzten nostalgischen Liftes am Ifen. Nach all den Jahren habe ich sicherlich in jedem von ihnen mindestens einmal gesessen. Selbst der Sohn wird kurz sentimental und erinnert sich an seine erste Liftfahrt ganz alleine im Sessel. Ich bin nach wie vor gespannt, wie der Ifen die Modernisierung verkraftet.
Die Wanderalternative war der Weg von der Auenhütte rüber nach Wäldele – einer Gegend, die auch für mich neu ist im Kleinwalsertal. Und die kurze Wanderung war traumhaft! Wir stapften durch knietiefen Schnee durch den Wald. Zwei Frauen kamen uns entgegen und bedankten sich für die Spurarbeit. Wir trafen sie später an der Strasse noch einmal wieder, wo sie uns erzählten, dass bis auf weiteres kein Bus zum Ifen fuhr. Mist, der Bus war mittlerweile in unsere Routenplanung aufgenommen worden. Also auf dem gleichen Weg wieder zurück. Wieder durchs Winterwonderland.
Am Nachmittag haben wir vom Bergheim Moser noch einmal die Schneeschuhe unter die Stiefel geschnallt und sind zumindest ein wenig der Fiderepasshütte näher gekommen. Vom Bergheim Moser ging es vorbei an der inneren Wiesalpe bis hin zur Fluchtalpe, wo wir dann umkehrten. Das Brotzeitbrett rief.
Herrjeh, dieses letzte Aufbäumen des Winters war so ganz nach meinem Geschmack und hat mich Frieden schliessen lassen mit dieser Wintersaison. Jetzt kann von mir aus der Frühling kommen…
Man muss auch mal Glück haben! :) Bei uns war es Silvester ähnlich. Am ersten Tag noch alles grün und dann hat es fast einen Meter geschneit. Schöne Bilder und spannender Bericht. Ich bin auch mal gespannt, wie es am Ifen nach der Modernisierung wird. Über die erste Stufe, den Bau der Olympiabahn, hatte ich ja auch schon geschrieben. Die Kabinenbahn gibt dem aber noch mal wieder einen ganz anderen Charakter. Warten wirs ab…
Mensch, da war der Segen der Schneegötter ja wahrhaftig mit euch. So ein Glück muss man erst mal haben, dass man solche frischen Schneemassen abseits der Touristenscharen der Hochsaison genießen darf. Selbst wenn das dann doch einige Einschränkungen mit sich bringt. Das letzte Bild vom Nachwuchs hat mich übrigens laut auflachen lassen.
Ein sehr toller Beitrag und schöne Bilder zu deinen Lieblingsplätzen in dieser Alpenregion. Ich muss sagen, dass es auch meine Familie und mich seit einiger Zeit nach diese destination verschlägt. Wir haben uns einfach in diese Region verliebt.
Moin,
da seid ihr ja echt zugeschneit worden. Wie viel hatte das Zentimetermaß am Ende angezeigt? 50 cm. :D
Viele Grüße
Frank