Vor einiger Zeit bin ich mit meinem Sohn recht unmotiviert zu unserem Playspot an der Erft gefahren, so ganz ohne Boot. Einfach nur zum Schauen und um dem Kurzen mal das Wiesenwehr der Erft zu zeigen. An den Anblick bunter Wildwasserboote hat man sich ja gewöhnt rund um das Wiesenwehr, doch was ich dann auf dem Parkplatz sah, war auch mir neu. Da wurden doch tatsächlich Schlauchboote für eine geführte Raftingtour aufgeblasen. „Wie jetzt“, dachte ich bei mir, „Hier jetzt auch?“ Offensichtlich hier jetzt auch.
Nun muss man dazu sagen, dass ich ein etwas gespaltenes Verhältnis zum Rafting habe. Aber das hat nichts mit dem Rafting an sich zu tun, sondern eher mit der Tatsache, dass Paddler eigentlich Rafting nicht leiden können und eher abfällig von den Gummibussen sprechen. Ich auch. Zuweilen.
Dabei ist an einer zünftigen Raftingtour eigentlich nichts auszusetzen.
Worum geht es beim Rafting eigentlich?
Nun, im Grunde heisst Rafting nichts anderes, als in einem Schlauchboot einen Fluß zu befahren. Wobei es erst einmal egal ist, ob es sich dabei um einen wilden Fluß handelt oder um ein zahm dahinfliessendes Gewässerchen. Der entsprechende Wikipedia Artikel beschreibt die Historie in knappen Worten und weisst auch gleich auf ein paar Kritikpunkte hin. Den Artikel hat wohl ein Paddler geschrieben.
Dennoch macht Rafting Spaß!
Zwergenkompatibel kann man sich auf etwas gemässigte Flüsse begeben, wie zum Beispiel die Niers. Hier gibt es entsprechende Verleiher der – Achtung: Ironie – „Gummibusse“. So haben wir den 6. Geburtstag unseres Grossen auf einer Kaperfahrt verbracht.
Mittlerweile ist der Nachwuchs auch älter und verlangt nach stärkerem Tobak.
Ich persönlich empfinde Rafting auf anständigem Wildwasser als Möglichkeit, mit Freunden Spaß im Wasser zu haben oder auf Reisen den einen oder anderen Wildfluß zu befahren. Wenn ich so darüber nachdenke, kommt bei mir schon eine kleine Liste an gerafteten Flüssen zusammen. Da wären:
- der Inn (Imster Schlucht) mehrere Male
- der Zambezi in Afrika
- der Shotover River auf der Südinsel Neuseelands
- der Tully River in Queensland, Australien
- der Athabasca River in Kanada
- die Niers in NRW.
Die Imster Schlucht ist sicherlich ein Klassiker im Alpenraum und wir sind vor Jahren regelmässig im Freundeskreis zu Beginn der Saison ins Ötztal gefahren und haben Spass im Gummibus gehabt. Mittlerweile warten wir darauf, dass der Nachwuchs groß genug ist, um endlich mitkommen zu können.
Apropos Nachwuchs, der Rafting-Trip auf dem Athabasca River ist mir in besonderer Erinnerung geblieben, da wir hier in Familie raften konnten und sich die Kurzen auch etwas Wildwasser ins Gesicht klatschen lassen konnten. Von dem Erlebnis erzählen die Kinder heute noch.
Der absolute Knaller war allerdings der Zambezi. Obwohl schon etliche Jahre her, erinnere ich mich sehr gerne daran. Schliesslich haben wir es geschafft, unseren Raft zweimal flippen zu lassen, also zu kentern.
Rafting bietet also die Möglichkeit, ein bisschen Wildwasser zu „erfahren“, ohne gleich einen Paddelkurs zu besuchen oder einem Verein beizutreten. Und dafür muss man nicht unbedingt weit fahren, sondern hat durchaus die Möglichkeit, um die Ecke das „Gummibus“-Fahren einmal auszuprobieren.
Der Anbieter „Einmalige Erlebnisse“ bietet zum Beispiel Rafting-Touren in Nah und Fern an. Unter anderem auf der eingangs erwähnten Erft und der Rur. Für NRW-ler quasi um die Ecke. Doch auch Inn, Sanna und Ötztaler Ache sind durchaus lohnenswert. Doch die kenne ich zum grossen Teil nur vom Kajak aus. Und da könnte es sein, dass ich Euch aus Paddleraugen betrachte. ;-)
Und keine Angst, es muss ja nicht gleich so eine Passage sein, wie im diesem Video.
Mir sind ruhige Gewässer ja lieber – ich bin beim Rafting in Neuseeland vor einigen Jahren aus dem Boot gefallen und habe mir die Schulter ausgekugelt – nie wieder rafting :)
@Stefanie
Aua…
Aber ausgekugelte Schultern sind leider gar nicht so selten bei Wildwasserpaddlern.