Jedes jahr habe ich mir bislang gesagt, dies war Dein letzter Besuch auf der Boot – der großen Wassersportmesse in Düsseldorf. Und jedes Jahr renne ich doch wieder hin. So auch dieses Jahr…
Wenn ich mir selbst auf der Boot begegnet wäre, hätte mich das vermutlich nicht einmal verwundert. Der Grundriss und die Aussteller in der Paddelhalle waren nahzu identisch zum letzten Jahr. Man hätte meinen können, durch ein aufgezeichnetes Hologramm zu laufen. Doch halt, im letzten Jahr prangte noch der Schriftzug „World of Paddling“ über der Szenerie. So großspurig wollte man in diesem Jahr wohl nicht daher kommen. Oder aber ich habe den Schriftzug schlichtweg übersehen.
Eines möchte ich vorwegnehmen. Meine Eindrücke sind nicht objektiv. Ich betrachte die Bootsmesse aus Sicht eines Paddlers, der sich noch an Zeiten erinnern kann, wo auf der Boot Neuheiten aus der Szene vorgestellt wurden, wo mehr als eine handvoll Bootshersteller präsent waren und sich auch die Paddelprominenz mal blicken liess.
Läuft man so über die Messe, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Paddeln absolut out ist. Die Massen an coolen jungen Menschen tummeln sich in den Hallen, wo Wakeboarding und SUP (stand up paddling) thematisiert wird. Dagegen mögen Faltboot-Modelle, in denen ich damals das Paddeln erlernte und die seitdem nahezu unverändert gebaut werden, wie Relikte aus grauer Vorzeit anmuten.
Doch was solls? Die Boot findet quasi vor der Haustür statt und auch wenn ein großer Teil meines Freundeskreises der Meinung ist, eine Anreise größer 50 km zur Boot lohne nicht, zieht mich die Neugier doch jedes Jahr aufs Neue hin.
Im Zweifel bieten die Verkaufstände dem Paddler die Möglichkeit, sich ein wenig nach neuer Ausrüstung umzuschauen und auf ein Messeschnäppchen zu spekulieren. Auch die ausgestellten Boote werden zum großen Teil zu Messepreis feilgeboten.
Doch genug gemeckert, was gab es also zu sehen.
Immer noch standhaft vertreten, sind die Faltbootpioniere Klepper und Pouch. Während Klepper mit allerlei Segel- und Expeditionszubehör aufwartet, fasziniert Pouch in der Tat mit alten Klassikern wie dem Faltbootzweier RZ85, in dem ich meine ersten Runden im Verein auf dem Tollensesee gedreht habe.
Auch bei den Paddeln scheint sich etwas zu tun in Punkto Flexibilität. Wo bei ich mir jetzt nicht ganz sicher bin, ob im Touren Bereich diese verstellbaren Paddel nicht schon länger in Gebrauch sind. Fürs Wildwasser hätte ich Bedenken, solche Systeme einzusetzen, aber dafür sind sie auch gar nicht gedacht. Es gibt mittlerweile viele Paddel-Modelle, bei denen durch Verstellsysteme in der Mitte des Schaftes das Paddel entweder teilbar wird oder sich der Winkel der beiden Paddelblätter zueinander verstellen lässt. Es gab sogar Modelle, bei denen sich durch eine Verschraubung die Paddelblätter lösen liessen und sich das Paddel dadurch für den (Flug-)Transport in vier Teile zerlegen liess.
Ganz unscheinbar in einer Ecke der Halle präsentierte Friedrich Deimann sein Meisterstück – ein aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigtes Kajak. Er verbindet die moderne Bauweise von Booten mit naturverträglichen Rohstoffen und hat ein Boot aus Flachs, Kork und Leinölharz gebaut. Das Schiffchen sieht sehr edel aus und das Konzept klingt interessant. Leider hatte ich keine Gelegenheit, mit ihm zu schwatzen, aber das Konzept werde ich mal im Auge behalten.
Bei den benachbarten Modellbauern in der Halle gab es dann noch einen Schmunzler angesichts eines ferngesteuerten Canadiers, der dort im Becken seine Runden drehte. Wohlgemerkt, der Paddel-Ken war ordentlich am Paddeln…
Was ist also mein Fazit zur Boot 2013? Nun, hätte ich auch eine Anreise von mehr als 100 Kilometern (oder so), würde ich es mir vermutlich auch überlegen, als Paddler noch einmal zur Boot zu fahren. So war es mal wieder ein entspannter Tag, an dem man ein wenig Stöbern, fachsimpeln oder ein wenig einkaufen konnte. Ich verzichte in diesem Jahr auch auf den Spruch „Nächstes Jahr fahre ich nicht mehr!“ – den glaubt mir eh niemand mehr. Die Schwerpunkte der Boot Düsseldorf liegen ganz klar nicht beim Paddeln, das sollte den geneigten Wassersportkameraden bewußt sein. Der Bär tobt in anderen Hallen…