Stellt Euch mal vor, Ihr seid im Gebirge unterwegs, werdet Zeuge eines Unfalls und ein Blick auf das Mobiltelefon verrät Euch, dass gerade hier kein Empfang ist. Oder Ihr plant eine Tour abseits aller Wege und wisst schon vorher, dass Ihr das Mobiltelefon getrost zu Hause lassen könnt. Oder Ihr wollt einfach Familie und Freunde auf Tour wissen lassen, dass alles in bester Ordnung ist und sie sich keine Gedanken machen müssen, auch wenn Ihr nicht alle zwei Tage bloggt, e-mails schreibt oder anruft. Für all diese Fälle könnte der Spot Messenger 2 eine geeignete Lösung sein.
Zum Glück hatte ich bisher nicht mit Bergunfällen zu tun, aber die letzten beiden oben beschriebenen Anwendungsfälle sind mir durchaus geläufig. Aus diesem Grund ist mir der Spot Messenger bereits vor geraumer Zeit aufgefallen. Zum Glück fiel mir noch rechtzeitig auf, dass der Hersteller an einer überarbeiteten Version des Messengers arbeitete und ich beschloss, auf die zweite Version zu warten. Und bisher denke ich, dass es gut war, zu warten…
Die Idee
Beim Spot Messenger handelt es sich um einen Satelliten GPS Messenger, der einerseits wie jedes GPS Gerät die Position bestimmt und andererseits Nachrichten über einen Kommunikationssatelliten versendet. Und hier hätten wir auch schon einen der Vorteile des Messengers aufgeführt – für das Übermitteln der Position ist man nicht auf ein Mobilfunknetz angewiesen, sondern nutzt einen Satelliten für die Nachrichtenübertragung. Eine Karte mit den Abdeckungsgebieten findet sich auf den Seiten des Herstellers.
Es gibt mehrere Kategorien dieser Nachrichten. Allen gemeinsam ist, dass sie im Internet vorkonfiguriert werden. Man muss unterwegs nicht umständlich Nachrichten per Tastatur eingeben, sondern ruft einfach per Knopfdruck eine Nachricht ab, welche dann mitsamt der aktuellen Positionsdaten verschickt wird.
Die Nachrichten
Wie bereits beschrieben, gibt es fünf verschiedene Arten von Nachrichten, die über den Spot Messenger verschickt werden können.
Check-In/OK: Kann verwendet werden, wenn man zum Beispiel am Zielort, Camp, Berghütte etc. angekommen ist. Auf diese Weise kann man mitteilen, dass auf der Tour alles in bester Ordnung ist. Diese Nachricht kann auch auf einer Shared Page im Internet dargestellt werden. Hierzu später mehr.
Individuelle Nachricht: Auch diese Nachricht wird zusammen mit den Positionsdaten verschickt. Die individuelle Nachricht erreicht nur einen eingeschränkten Personenkreis und wird nicht auf Shared Pages dargestellt.
Tracking: Diese Funktion wird benutzt, um den Reiseverlauf zu tracken und auf einer Karte im Internet darzustellen. Die Position wird alle 10 Minuten ermittelt und übertragen.
Hilfe: Bei nicht lebensbedrohlichen Situationen kann man jemanden um Hilfe bitten. Hier könnte ich mir vorstellen, dass man zum Beispiel um Rückruf bittet oder ähnliches.
SOS/911: Hier geht es um die Wurst. Bei lebensbedrohlichen Situationen oder Notfällen wird mit dieser Nachricht ein Notruf über das internationale Notrufzentrum GEOS abgesetzt, die dann ihrerseits den lokalen Notruf auslösen.
Alle Nachrichten werden über dedizierte Bedienknöpfe ausgelöst, so dass die Aktivierung kinderleicht ist.
Die Nachrichtentexte für die Check-In/OK und die individuelle Nachricht werden über das Profil des Nutzers auf der Spot Internetseite eingerichtet.
Ebenfalls im Benutzerprofil werden die Kontaktdaten hinterlegt. Zu den Check-In/OK und den individuellen Nachrichten können bis zu 10 verschiedene e-mail Addressen oder Telefonnummern für SMS hinterlegt werden, an welche die Nachrichten dann weitergeleitet werden.
Das Gerät
Mein erster Eindruck ist recht positiv. Das Gerät war dann doch kleiner als erwartet. Mit einer Höhe von 9,4 cm, einer Breite von 6,6 cm und einer Dicke von 2,5 cm präsentiert sich der Spot Messenger 2 recht kompakt und um einiges kleiner als das Vorgängermodell.
Betrieben wird der Spot mit drei AAA Batterien, die bei der Lieferung enthalten sind. Über die Laufleistung der Batterien kann ich noch nichts sagen, aber da gibt es Angaben auf der Webseite des Herstellers.
Die Bedienung ist einfach – Gerät einschalten und bei Bedarf das entsprechende Knöpfchen für einen Nachrichtentyp betätigen. Die Hilfe- und die SOS/911-Tasten sind gegen versehentliches Aktivieren geschützt. Bei den Tasten vermisse ich einen gescheiten Druckpunkt, der eine Aktivierung fühlbar werden lässt. So muss man erst auf das grüne Blinken der Taste warten um zu sehen, ob die Funktion aktiviert wurde. Apropos grünes Blinken – das könnte auch ein wenig kräftiger ausfallen, um auch bei Sonnenschein erkennbar zu sein.
Zwei LED’s zeigen zudem den GPS Status an und ob die Nachrichtenübertragung erfolgreich war.
Die Kosten
Zugegeben, der ganze Spass ist nicht billig. Zu den Kosten für das Gerät von derzeit ca. 179 € kommen noch Kosten für die Bereitstellung der Dienste.
Da wären zum einen der Basisdienst, den man für die Aktivierung des Spot Messengers auf jeden Fall benötigt. Dieser kostet 99 € im Jahr und beinhaltet das Versenden der Check-In/OK, der Individualnachrichten, der Hilfe-Nachrichten und des Notrufes.
Die Tracking-Funktion schlägt noch einmal mit 39 € im Jahr zu Buche.
Und die Notruffunktion kann man für 11 € im Jahr um eine GEOS Rettungsversicherung erweitern, welche im Notfall Such- und Rettungskosten von bis zu 100.000 € übernimmt.
Die Daten
Was nun also tun mit all den gesammelten Daten?
Zunächst einmal ist in den e-mails mit den Standortinformationen auch ein Google-Maps Link eingefügt, um die Angaben zu visualisieren.
Interessant ist das Verarbeiten der Trackingdaten. Diese werden auf einer Live-Karte, der so genannten Spot Shared Page dargestellt. Man kann sich entscheiden, ob die Shared Page privat oder öffentlich sein soll, um somit den Personenkreis, die Einblick in die Positionsdaten haben, zu kontrollieren. Die Shared Page kann entweder per URL angesprochen werden oder über ein kleines Widget in Webseiten direkt eingebunden werden.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die aufgenommenen Daten in verschiedene Dateiformate zu exportieren, wie zum Beispiel kml und gpx. Somit stehen die Daten auch zur Verarbeitung in anderen System zur Verfügung.
Die Daten für die folgende Darstellung wurden mit dem Spot Messenger 2 auf einer Kanu-Tour aufgenommen und als gpx-Datei exportiert.
Im Fahrwasser des Spot Messenger hat sich eine weitere Internet-Platform für das Austauschen von Reiseerlebnissen etabliert – Spot Adventures. Wenn man das Spot Profil direkt mit dem Spot Adventures Profil verknüpft, kann man die Positionsdaten auch per Mausklick direkt exportieren.
Fazit
Bisher hat der Spot Messenger 2 seine Dienste zuverlässig verrichtet. Sowohl auf dem Armaturenbrett im Auto, an der Spritzdecke am Kajak oder festgetüdelt an der Sitzbank im dicken Canadier. Weitere Tests werden folgen. Auch in den Bergen.
Wer die Kosten für den Spot und die Dienste nicht scheut, wird sicherlich einen zuverlässigen Begleiter erwerben, der auf vielen Touren die Verbindung zu den Daheimgebliebenen darstellt oder im Falle eines Falles sogar für zusätzliche Sicherheit sorgt.
Der Spot wird bei uns wohl vielfältig verwendet werden. Und das nicht nur auf Urlaubsreisen, bei denen wir die Verwandschaft durch ständige Bloggerei bereits so konditioniert haben, dass direkt Panik ausbricht, wenn wir uns drei Tage nicht aus den schwedischen Wäldern melden.
Einen weiteren Anwendungsfall hat meine mich liebende, aber stets besorgte Ehefrau identifiziert. Ich sollte doch den Spot bei meinen Solo-T5-Geocaching Touren mitführen. So sei es!
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Hi,
Notfalltechnisch ist das ganze schon sehr interessant, jedoch wie das meiste Notfall
werkzeug auch sehr kostspielig – ich habe zur Not für unsere kleineren Bergtouren
immer einen 100 mW Laserpointer mit dabei, mit dem man sich doch einigermaßen
bemerkbar machen kann.
Allerdings ist das denke ich mal nichts im Vergleich zu einem gezielten Notruf der mit
diesem Gerät abgesendet werden kann.
Viele Grüße
Redstav
Hi Rene
Danke für den ausführlichen Artikel. Ich habe auch schon mit dem Gerät geliebäugelt, es mir dann aber wegen der hohen Kosten doch nicht angeschafft. Funktioniert der Spot-Messenger denn auch auf der Südhalbkugel, sagen wir in Patagonien? Dort sind ja tendenziell weniger Satelliten unterwegs…
@Andi | Outdoorblog Schweiz
Patagonien dürfte laut Abdeckungskarte im Grenzbereich liegen. Hmm, da kann man sich wohl nicht 100%ig darauf verlassen, dass eine Kontaktaufnahme sichergestellt ist.
http://www.findmespot.eu/gm/index.php?cid=109