Alle Welt redet von Nachhaltigkeit. Mittlerweile auch in der Outdoor-Branche, die bisher ja eigentlich eher damit zu tun hatte, sich mit neuen Produkten und Innovationen selbst zu überholen. Und hier befindet man sich schnell in einem Zwiespalt. Auf der einen Seite argumentiert man gerne für die teureren Markenprodukte, denen man oft auch eine längere Lebensdauer zuspricht und auf der anderen Seite locken dann doch eben die coolen Produkte der neuen Saison. Da will ich mich als bekennender Ausrüstungsfetischist gar nicht ausnehmen.

Doch wie steht es jetzt um die Ausrüstungsgegenstände, die man wirklich schon sehr lange im Gebrauch hat? Ich habe bei mir im Keller einmal nachgesehen.

The North Face Ultrawick Zip Sweater

Bei diesem Fleece muss ich wirklich nachdenken, wann ich ihn gekauft habe. Es war auf jeden Fall eines der ersten Markenprodukte, was darauf schliessen lässt, dass dies kurz nach meinem Einstieg ins Berufsleben gewesen sein muss. Diese These wird auch von meiner Erinnerung gestützt, dass ich den Sweater bei einem Skiurlaub in Le Trois Vallee getragen habe und das bedeutet, dass ich das gute Stück seit mindestens 17 Jahren besitze – und immer noch regelmässig trage.

Beim Ultrawick Material handelt es sich um einen Polartec Fleece, die auf der Innenseite ein wenig aufgeraut und auf der Aussenseite deutlich dichter gewebt ist. Das sollte die Festigkeit und Lebensdauer deutlich erhöhen. Es scheint funktioniert zu haben. Der Sweater schaut nach wie vor gut aus und ich trage ihn immer noch sehr gerne. Natürlich sieht man Spuren, wenn man genau hinschaut – der Fleece zeigt auf der Innenseite ein leichtes Piling und an den Nähten an beanspruchten Stellen erkennt man sehr leichte Abnutzungszeichen.

Im Moment gehe ich davon aus, dass mich der Fleece noch auf diversen Abenteuern begleiten wird.

The North Face Ultrawick Fleece

The North Face Ultrawick Fleece

Globetrotter Faltsessel

Ehrlich? Ich habe keine Ahnung, wie alt das Ding wirklich ist. Wahrscheinlich auch so 17 oder 18 Jahre. Lange, bevor es an jeder Ecke Faltsessel zu kaufen gab, hatte Globetrotter im Meer von damals üblichen Klappstühlen diesen bequemen Sessel mit Fussablage im Katalog. Den musste ich einfach haben und habe ihn von der (heute) besten Gemahlin der Welt zum Geburtstag geschenkt bekommen. Das Teil war damals so einzigartig, dass Leute auf einem Parkplatz angerannt kamen, um den Sessel aus der Nähe zu sehen. Kein Witz, das geschah auf dem Parkplatz am Eiskanal in Augsburg, als wir einen Teil der Campingausrüstung auspacken mussten, um an die Paddelsachen zu kommen.

Mittlerweile gibt es unzählige Modelle auf dem Markt, der Rest der Familie hat schon diverse Stühle verschlissen, aber wir beide sind immer noch unzertrennliche Freunde auf Campingausflügen. Hoffentlich auch in Zukunft noch, denn gerade habe ich mal nach einem Herstellerschild oder ähnlichem gesucht und dabei entdeckt, dass sich bei der Sitzfläche die Beschichtung langsam löst.

Einer der ersten Faltsessel am Markt

Einer der ersten Faltsessel am Markt

Die Legende – Trangia Sturmkocher

Beim Trangia weiss ich relativ genau, wann dieser den Weg in mein Ausrüstungsarsenal gefunden hat. Auf einer Reise nach Zimbabwe im Jahr 1996 hatte ich diesen nämlich schon dabei. Damit ist der Kocher über 20 Jahre alt und hat immer noch seinen festen Platz in der Alukiste. Das Modell, von dem wir hier sprechen gab es wohl seit einiger Zeit nicht mehr am Markt, aber wie ich gerade gelesen habe, soll Duossal wieder zu bekommen sein. Beim Duossal handelt es sich um eine Kombination aus Edelstahl (innen) und Aluminium (aussen), die die Vorteile beider Metalle (Wärmeleitfähigkeit aussen, Lebensmittelfestigkeit innen) vereinen soll.

Den Spiritusbrenner habe ich irgendwann durch einen Gasbrenner ersetzt, was das Handling mit dem Brennstoff und die Temperaturregelung erheblich vereinfacht.

Sicher ist der Trangia nicht der einzige Kocher in meinem Keller, aber er ist derjenige, der eigentlich immer mit dabei ist.

Therm-a-Rest Isomatte

Die Therm-a-Rest Ultralight Long habe ich auch schon Ewigkeiten. Mein erstes Modell wurde noch zu Studienzeiten einem Laden in Berlin namens „Alles für Tramper“ gekauft, der später von Globetrotter übernommen wurde. Das dürfte vor 1995 gewesen sein. Da Therm-a-Rest eine lebenslange Garantie bietet, konnte ich nach Jahren die Matte umtauschen, als sich der Oberstoff löste und seltsame Blasen warf. Zugegeben, wir nutzen die Matten (ja, wir haben zwei davon) nicht mehr so oft selbst, aber die Kinder haben bisher regelmässig darauf geschlafen.

Mittlerweile wollte der Nachwuchs allerdings auch ein Upgrade von den 1,5 Zentimetern Dicke auf 7,5 Zentimeter haben.

Meindl Island Bergstiefel

Die Meindl Island nehme ich in diese Liste mal mit auf, obwohl ich sie eigentlich schon abgeschrieben hatte. Die Treter dürften genauso alt sein, wie der Trangia Kocher, kamen aber ebenso in jedem Jahr noch zum Einsatz. Die Sohle wurde einmal erneuert bzw. ersetzt. Ich liebe diese Stiefel, denn in ihnen kann ich stundenlang laufen, ohne Blasen zu bekommen. Allerdings gehen jetzt auch im Inneren die Nähte auf, so dass ich mir die Frage stelle, ob ein Aufarbeiten sich noch lohnt. Zumal ich bei Bergtouren mittlerweile immer häufiger auf leichtere Modelle zurückgreife.

Zelte

Oh ja, Zelte haben wir schon einige verschliessen. Allerdings gibt es da auch zwei Modelle, die einige Jahre auf dem Buckel haben und immer noch genutzt werden. Wenn auch nicht wirklich regelmäßig.

Da wären zum einen das Jack Wolfskin Pocket Hotel. Dieses Zelt habe ich noch während des Studiums gekauft und damit dürfte es locker 20 Jahre alt sein. Ein kleines Tunnelzelt für zwei Personen, welches für die schnelle Übernachtung ab und zu noch einmal aus dem Keller geholt wird. Die Gestänge und die Reißverschlüsse funktionieren noch tadellos.

Deutlich öfter wurde das VauDe Ferret 3 aufgestellt. Dieses Zelt habe ich seit etwa 16 Jahren. Es handelt sich um ein 3-Personen Tunnel mit angenehm großer Apsis. Auch hier ist der Zustand noch in Ordnung, wenn auch die Reißverschlüsse langsam Ärger machen.

Beide Zelte sind sicherlich keine Leichtgewichte und auch nicht auf den neuesten Stand der Technologie, aber hey, man kann wunderbar darin schlafen in unseren Gefilden. (Für das Ferret 3 habe ich einen eventuellen Nachfolger gerade im Test. Der Bericht folgt in Kürze.)

Fazit

Im Rückblick kann man wohl sagen, dass die Argumente der Langlebigkeit die höheren Preise für die oben beschriebenen Produkte zutreffend waren. Zugegeben, das kann man nicht immer vorhersehen. Allerdings ist diese Eigenschaft auch ein wesentlicher Bestandteil der Nachhaltigkeitsüberlegungen, der sich die Outdoorbranche verschrieben hat. Es lohnt sich also nicht nur auf die Abwesenheit von Chemie, sondern auch auf Aspekte wie Robustheit oder die Möglichkeit zur Reparatur zu achten.

Wie schaut es bei Euch aus? Habt Ihr auch so alte Schätzchen im Keller, die immer noch regelmässig verwendet werden?