Mittlerweile ist der Zeltofen zu einem lieb gewordenen Running Gag zwischen Robert und mir geworden und mein Jammern ob der vielen Such-Treffer, die über den Ofen auf diesen Blog führen, nur Fassade. Denn ich muss ehrlich zugeben, dass mich die Gemütlichkeit durchaus anspricht, die ein Tipi, aus dem Rauch aufsteigt, ausstrahlt. Und so gab ich in diesem Jahr dem Werben von Robert nach und kam mit zum 9. Winter-Tipi-Lager von Absolute-Canoe.de.

Winter-Tipi-Lager von Absolut-Canoe.de

Winter-Tipi-Lager von Absolute-Canoe.de

Traditionell findet das Camp in der Lüneburger Heide am Campingplatz Örtzewinkel in der Nähe von Munster statt. Es gilt „Alles kann, nichts muss.“ Soll heissen, man kann an der einen oder anderen Aktion wie Baumklettern, Bogenschiessen oder diversen Vorträgen teilnehmen, man muss aber nicht. Die meisten geben sich mit Inbrunst dem Campleben hin und kochen am offenen Feuer, fachsimpeln oder schauen einfach, was die Nachbarn so an Ausrüstung nutzen. Man kann auch den ganzen Tag ins Feuer starren und nichts tun. Das ist dann zwar gemütlich, aber auch irgendwie doof.

Gut vorbereitet fuhr ich also mit dem jüngsten Sohn in die Lüneburger Heide, um mit guten Kumpels, die zum großen Teil auch Kinder dabei hatten, ein schönes Wochenende im Freien zu verbringen. Die gute Vorbereitung bestand übrigens darin, dass ich mir vorgenommen hatte, keine blöden Sprüche über Zeltöfen zu bringen und ich hatte mich anstelle der grellen Mammut Gore-Tex Jacke für die erdverbundenen Farben einer Fjällraven G-1000 Jacke entschieden. Mit beiden Entscheidungen sollte ich goldrichtig liegen.

Wir kamen als letzte unserer Runde im Lager an, welches die Jungs bereits aufgebaut hatten. Als Schlafstatt diente ein Tentipi für 9 Personen, in dessen Mitte ein Zeltofen wohlige Wärme für uns sieben nebst Hund verbreitete. Als kleiner Farbtupfer stand als Gepäck- und Vorratszelt noch das Shelter von TheTheoryWorks.com daneben. Das Feuer in der Feuerschale brannte, ein Feierabendbier wurde geöffnet und unter solchen Bedingungen und einem Tarp stört dann auch der leichte Regen nicht mehr.

Zu später Stunde entschwanden dann auch die letzten im Tipi und bei nahezu Vollbelegung bedarf es schon einigem artistischen Geschicks, nicht auf umherliegende Schlafsäcke zu latschen. Die Nacht war ruhig. Auch dank der vorsorglich benutzten Ohrstöpsel. Ich merkte nur irgendwann, wie mein Sohn immer näher rückte, da der Vierbeiner, der neben ihm lag, seinerseits auch immer mehr Platz beanspruchte.

Der neue Tag begann ganz nach meinem Geschmack – erst einmal das Feuer entzünden und frischen Kaffee perkolieren. (Sorry, ich finde den Begriff Perkolator immer noch verstörend und versuche mich durch oftmaligen Gebrauch, an diesen zu gewöhnen.) Schnell war ein Freestyle Frühstücksbuffet aufgebaut und wieder einmal war die größte Herausforderung das bröcklige Nutella.

Frischer Kaffee vom Feuer

Frischer Kaffee vom Feuer

Wenn man nach solchen Wochenenden mal zurückblickt und überlegt, was man so die ganze Zeit eigentlich getan hat, kommt man zu dem Schluss, entweder gegessen oder Essen vorbereitet zu haben. So war es auch bei uns. Nach dem ausgiebigen Frühstück würde nämlich das für den Abend geplante Pulled Pork aus dem Dutch Oven vorbereitet.

Apropos Dutch Oven. Die Gusseisen-Dichte war auffallend hoch im Camp. Vor nahezu jedem Tipi stand mindestens ein Dutch Oven, teilweise eingebettet in aufwändige Outdoor-Küchen. Ultralight? Geh mir weg! Durch das Camp zog eher der Geist der Wild-West Pioniere und Fallensteller Alaskas.

Unsere Outdoor Küche musste sich jedoch nicht verstecken, auch wenn wir keinen Schmiede-Tisch dabei hatten. Dafür hatten wir die Muurikka am Start, aus der es zum Mittag ein spontanes Riesen-Spiegelei mit Speck gab.

Spiegelei von der Muurikka

Spiegelei von der Muurikka (Photo: Robert Link)

Natürlich haben wir auch diverse Runden durch das Lager gedreht und hier und da ein Wort gewechselt. Gesprächsthemen gab es ja genug. Und wenn es nur die Zinkbadewanne ist, die aus einem improvisierten holzbefeuerten Boiler gefüllt wurde. Ansonsten wurden eben jene Zeltöfen bewundert und ich sammelte Kaufargumente für einen Petromax Atago.

Das Waschhaus war weit weg - Wohl dem, der eine Badewanne hatte.

Das Waschhaus war weit weg – Wohl dem, der eine Badewanne hatte.

Bald war die Zeit auch ran, um das Pulled Pork in Angriff zu nehmen. Dazu sollte es frisches Brot aus einem zweiten Dutch Oven geben. Und so ein Pulled Pork benötigt auch aus dem Dutch Oven 4 bis 5 Stunden Zeit, die man wiederum mit Gesprächen am Feuer und dem einen oder anderen Bier verbringen kann.

Was soll ich sagen? Das Fleisch war lecker, der Abend noch lustig und das Feuer brannte noch bis tief in die Nacht. Wenn man den Blick kreisen liess, sah das Camp fast wie ein Indianer Dorf aus, mit all den Tipis und Lagerfeuern davor. Urgemütlich!

Diese Nächte am Lagerfeuer

Diese Nächte am Lagerfeuer

Am nächsten Morgen hiess dann wieder: Kaffee-Perkolation vom Feinsten! Und schliesslich wurde auch schon langsam zusammengebaut. Schade eigentlich.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass ein Zeltofen gar nicht sooo schlimm, das Tipi-Volk ziemlich nett  und das Winter-Zipi-Lager eine coole Aktion ist. Ich werde wohl im nächsten Jahr wiederkommen. Aber vorher muss ich mir noch ein Schaf-Fell für meinen Stuhl besorgen…