Diese Tour hatten Dietmar und ich uns als Eingehtour für unsere Watzmann-Ostwand Begehung im September 2014 ausgesucht, um erstens unsere Kondition zu prüfen und zweitens schon mal ein wenig Luft unter den Hintern zu bekommen. Die Kombination aus langer Wanderung und Grat-Kraxelei waren wohl die ausschlaggebenden Punkte für diese Wahl. Der Hohe Göll ist ein Bergmassiv im Osten der Berchtesgadener Alpen und damit in Schlagreichweite für Aktivitäten rund um den Königssee.

Als Basis diente uns der urige Berggasthof Vorderbrand, wo man nicht nur ein Dach über dem Kopf findet, sondern auch sehr lecker einkehren kann.

Nach einem guten Frühstück, viel Kaffee und dem Wetterbericht ging es morgens gegen 9:00 Uhr zunächst über gut ausgebaute Wanderwege in Richtung Obersalzberg. Der besagte Wetterbericht war nicht wirklich berauschend und immer wieder ging unser Blick prüfend gen Himmel. Wechselhaft sollte es werden, leichte Schauer nicht ausgeschlossen.

Nach circa anderthalb Stunden erreichen wir das Dokumentationszentrum Obersalzberg und tauchen ein in die Tourismuswelt. Wir wollen es uns ein wenig einfach machen und mit dem Bus zum Kehlsteinhaus fahren. Mit vielen anderen warten wir brav auf den Bus, der uns zugeteilt wurde. Oben am Parkplatz steigt die Meute in den Fahrstuhl um, der die letzten Meter zum Kehlsteinhaus zurücklegt. Mit unseren Bergstiefeln und Rucksäcken erregen die Aufmerksamkeit des Fahrstuhlführers und müssen unsere Tickets zeigen. Es muss ja alles seine Ordnung haben hier oben.

Das Kehlsteinhaus

Das Kehlsteinhaus

Am Kehlsteinhaus ist die Hölle los. Etliche Touristen sind heraufgekommen und hoffen, zwischen den Wolkenfetzen einen Blick in die Tiefe erhaschen zu können. Wir schiessen ein paar Fotos und sehen zu, dass wir Land gewinnen. Mittlerweile haben wir 12 Uhr Mittags. Es dauert gar nicht lange und wir überschreiten den imaginären Jack-Wolfskin-Äquator und sind fast alleine. Hier oben kann man noch die Kehlsteinrunde laufen, aber die wenigsten wagen sich ausserhalb der Sichtweite vom Kehlsteinhaus. Dabei ist der Weg hier oben mit Stufen und Treppen noch recht gut ausgebaut.

Auf dem Kehlstein

Auf dem Kehlstein

Nach kurzer Zeit verkündet ein Schild den Abzweig zum Mannlgrat und wir legen das Geraffel an. Der Mannlgrat führt über die Mannlköpfe in Richtung Hoher Göll. Der Steig ist ziemlich abwechslungsreich und wartet mit ausgesetzten Passagen und engen Spalten auf. Als Klettersteig wird er mit der Schwierigkeit B/C bewertet.

Der Abzweig zum Mannlsteig

Der Abzweig zum Mannlsteig

Immer wieder hat man einen wunderbaren Tiefenblick, wenn die Wolken es zulassen. Die ausgesetzten Stellen werden ein paarmal unterbrochen von engen Durchgängen, wo ein allzu breiter Rucksack schon für zusätzliche Reibung sorgen könnte. Oder von niedrigen Spalten, durch die man nur auf allen vieren kommt.

Am Ende des Mannlgrates kommt von links der Schustersteig aus Richtung Purtschellerhaus. Hier legen wir eine kurze Pause ein, bevor es rechtshaltend auf den hohen Göll geht. Der Weg wird nun deutlich einfacher, aber hochalpiner. Auf dem relativ breiten Bergrücken geht es nun beständig bergan, bis wir bei 2522 Metern Höhe den Gipfel des Hohen Göll erreichen. Die Sicht ist ziemlich mies, immer wieder verdecken Wolken den Blick in die Tiefe. Ich drehe noch eine Extra-Runde, da ich angesichts des Gipfels am Geocache vorbei gelaufen bin.

Auf dem Hohen Göll

Auf dem Hohen Göll

Nach einer weiteren Pause und dem Eintrag in Gipfelbuch begaben wir uns auf den Abstieg. Unser Plan war es, über den Alpeltalsteig wieder zurück nach Vorderbrand zu gelangen. Doch der Weg durch das Alpletal ist lang und bei feuchter Witterung auch durchaus rutschig. Im Nachhinein betrachtet, hätten wir lieber den Weg über das Hohe Brett wählen sollen. Das hätte vielleicht ein wenig mehr Zeit in der Höhe bei unstetem Wetter bedeutet, aber der Abstieg wäre weniger langwierig gewesen. Na ja, vielleicht beim nächsten Mal.

Zurück beim Berggasthof Vorderbrand erwartete uns eine wohltuende Dusche und die wohlverdiente Haxe nebst dem leckeren Berchtesgadener Hellen. Es ist nun halb acht Uhr Abends und wir haben um alle Abstecher bereinigt eine Strecke von circa 23 Kilometern zurückgelegt. Hier sind allerdings ungefähr 6 Kilometer Busfahrt enthalten.

Eigentlich war es eine abwechslungsreiche und schöne Tour, die erst durch einen Touristenmagneten, dann jedoch durch ein ziemlich einsames Alpental führt. Nur den Abstieg, den würdig beim nächsten Mal anders wählen.

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=qD20NeM7mk8