Ich stelle bei unserem Hobby – dem Geocachen – einen für mich erfreulichen Trend zu anspruchsvollen und schwierigen Caches fest, bei denen die Sternchen der Terrainwertung nur so leuchten. Im Moment liegt mein Fokus verstärkt auf derartigen Verstecken, so dass? die Statistik? auf die nächsten Milestones wohl noch ein wenig warten muss. Nichts gegen ein paar 1/1-er zwischendurch, doch meine Watchlist ist voll mit T5ern. Gerade die zur Zeit spriessenden Klettercaches haben es mir angetan. Ich finde es wunderbar, wenn man verschiedene Hobbies miteinander verbinden kann. Es muss ja nicht jeder jeden Cache angehen. Ich? mag dieses Urban-Caching zum Beispiel nicht wirklich. Da habe ich jedesmal das Gefühl, beobachtet und im nächsten Augenblick gefragt zu werden, was ich dort denn tun würde. Womöglich noch von Leuten in Uniform. Dann schon lieber ein hoher Baum im Wald.

Bei den einschlägigen Beschreibungen der T5-Caches liest man immer wieder einen Satz: „Niemals allein!“. Und an diesen Satz halte ich mich in den seltensten Fällen. Ich will Euch auch verraten, warum.

Es ist eigentlich ganz einfach – ich mag es, mich einer Herausforderung zu stellen, bei der es nur zwei Dinge gibt – das Ziel und mich. Alle Entscheidungen werden von mir getroffen und ich allein habe sie auch zu verantworten.? Diese Entscheidungen betreffen natürlich auch die Frage, ob der Cache oder das Ziel generell angegangen wird. Hier muss dann sehr wohl das latent vorhandene Risiko abgeschätzt werden.

Aber seien wir mal ehrlich – was ist heute ohne Risiko? Statistisch gesehen? sind doch die Küche und der Fussballplatz die gefährlichsten Orte. Ganz abgesehen vom Strassenverkehr. Hier schätze ich die Fahrt zu einem? 1/1-er FTF als wesentlich gefährlicher ein, als die meisten Klettercaches. Auf die Frage, ob denn Wildwasserpaddeln nicht gefährlich sei, habe ich schon immer geantwortet: „Eigentlich nicht, nur die Autofahrt hin und zurück!“.

Um es vorweg zu nehmen – ich bin kein Adrenalinjunkie oder Dangerseeker. Im? Gegenteil, ich bin mir der Verantwortung meiner Familie gegenüber sehr wohl bewusst. Meine Frau und die beiden Kinder vetrauen darauf, dass ich die richtigen Entscheidungen treffe.? Allerdings ist auch Hallenhalma nicht so mein Ding und es dürfen schon die etwas knackigeren Aktivitäten sein. „Hauptsache, man muss einen Helm tragen!“? lautet mein Wahlspruch.

Das ständige Auseinandersetzen mit den Situationen vor Ort schärft meiner Meinung nach die Sinne, lässt einen auf das Wesentliche konzentrieren? und hilft dabei, mit den Füssen auf dem Teppich zu bleiben. Es gibt Aktivitäten, die würde ich? nicht alleine machen. Wildwasserpaddeln zum Beispiel. Auch hier gibt es Kameraden, die einer Solofahrt gegenüber nicht abgeneigt sind. Hier ist für mich das Risiko zu hoch. Auch diverse Caches würde ich alleine nicht angehen. Besonders, wenn es sich um eine Materie handelt, von der ich keine Ahnung habe, wie zum Beispiel unterirdische Kanäle oder Höhlen.?

Beim Klettern entscheide ich mich jedoch manchmal bewusst für das Alleine Klettern. Zumindest bei den üblichen Cacheklettereien. Im Fels würde ich nicht alleine Sport-Klettern wollen. Einen Klettersteig dagegen würde ich auch alleine gehen. Meistens weiss zumindest eine Person, wohin ich unterwegs bin. Vor Ort befällt mich eine angenehme innere Ruhe und ich konzentriere mich auf das „Projekt“. Jeder Schritt wird dreimal überdacht. Gehe ich da jetzt rein? Bin ich richtig gesichert? Kann ich die Schlinge jetzt lösen? All diese Fragen werden ohne Gruppendruck und Hektik gestellt und beantwortet. Die Hauptsache ist doch, dass? diese Abläufe? nicht zur? Routine geraten oder man sich anderweitig ablenken lässt. Wenn einem dieses gelingt, liegen die Risiken in der Tat eher in der Anfahrt oder beim Zubereiten der Verpflegung.

Sicherlich kann immer etwas passieren – und dann wäre niemand da, der Hilfe holt. Richtig! Allerdings kann auch auf einer Multi-Runde im Wald etwas passieren. Am gut versteckten Final stolpert man, knallt mit dem Kopf auf einen Stein und man bleibt mit einer klaffenden Wunde bewusstlos liegen. Alles nur Theorie? Wie wäre es mit einem Schlaganfall an einem einfachen Tradi in der Pampa? Sollte man hier auch nie alleine Cachen?

Die Welt steckt nun mal voller Gefahren und 100%-ige Sicherheit gibt es nicht. Die Frage ist also, ob man die Risiken erkennen, einschätzen und bannen kann. Und dies kann man in den Bereichen, in denen man Erfahrungen hat ganz gut und in anderen halt weniger.

Sehr gerne erinnere ich mich an meine Solo-Trekking-Tour in die Norwestfjorde Islands. Das Gefühl, völlig auf sich allein gestellt zu sein, es selbst in der Hand zu haben, wie die Geschichte ausgeht, wiegt ebenso schwer, wie die Eindrücke, die man von der Landschaft mit nach Hause nimmt. Und in Island habe ich zum Beispiel die Entscheidung getroffen, dass ein Weitergehen zu risikobehaftet gewesen wäre.

Ich werde also auch weiterhin viele Aktionen alleine angehen. Ein Punkt spricht jedoch gewaltig dagegegen – der riesige Spass, solche Aktionen mit Gleichgesinnten anzugehen.