Auf dem Zambezi (1996)

Auf dem Zambezi (1996)

Eigentlich wollte ich nur eine kleine Anekdote erzählen. Von Afrika, Malariaprophylaxe und lustigen Träumen. Doch dann fing ich an, zu recherchieren. Und die Geschichte war plötzlich gar nicht mehr so lustig.

Doch der Reihe nach. Als Studenten sind ein Freund und ich im Sommer 1996 nach Zimbabwe gereist. Und natürlich haben wir uns auch beraten lassen, was die Gesundheitsvorsorge angeht. Dazu gehörten diverse Impfungen und natürlich die Malariaprophylaxe. Hier wurde uns das Präparat Lariam empfohlen, welches einmal pro Woche eingenommen wird. Soweit ich mich erinnere, beginnt die Einnahme zwei Wochen vor der Reise und endet vier Wochen danach.

Zu jener Zeit war Lariam wohl das Standard-Medikament und Risiken und Nebenwirkungen kein Thema. Wie gesagt, es war 1996.

In meiner Waschtasche hing ein Zettel. „Dienstag ist Lariamtag“ stand drauf, damit ich die Einnahme auch ja nicht vergesse. Daran kann ich mich erinnern. Und an die komischen Träume in der Nacht nach der Einnahme der Pille.

Von lustigen kleinen Gnomen habe ich geträumt, die auf Bäumen leben und von diesen herabgestiegen sind. Dabei sahen sie so komisch aus, dass ich von meinem eigenen Lachen wach geworden bin. Ernsthaft, ich wachte nachts im Zelt mit einem Lachflash auf. Zwei oder drei mal – immer in der Nacht nach der Einnahme von Lariam.

Soweit der lustige Teil.

Das ich mit diesen Nebenwirkungen noch Glück gehabt habe, erfuhr ich erst jetzt. Denn Lariam, beziehungsweise der Wirkstoff Mefloquin ist durchaus umstritten. Mittlerweile werden zum Teil schwere neuropsychologische Nebenwirkungen mit dem Medikament in Verbindung gebracht. Da ist von paranoiden, suizidalen und aggressiven Symptomen die Rede. Man liest von amoklaufenden Soldaten und von Touristen, die sich im Verfolgungswahn umbringen. Ganz schwere Kost.

Tatsache ist, dass Lariam auch heute noch als Malaria Medikament eingesetzt wird. Auch von Armeen, die ihre Soldaten in ferne Gegenden schicken. Wie die Bundeswehr. Nebenwirkung auf Befehl. Andere Armeen verzichten mittlerweile auf Lariam.

Seit 2013 gibt es einen extra Patientenpass zu Lariam, in dem explizit auf die Nebenwirkungen hingewiesen wird. Zu Recht.

Wenn ich es mir recht überlege, bevorzuge ich doch die komischen Kobolde vom Baum.

Glück gehabt.

Euch eine schöne Woche!