Eigentlich stand das Wochenende im Zeichen von König Fussball, da Gemahlin und ältester Sohn zu einem Fußballspiel nach Berlin wollten, was man in unserer Familie recht gut mit einem Verwandtenbesuch kombinieren kann. Da kam mir in einer ruhigen Minute die Idee, doch einfach die Boote für meinen Jüngsten und mich mitzunehmen und den Samstag für einen Ausflug in den Spreewald zu nutzen. Schon bei der Ankündigung bekam der Kurze leuchtende Augen und somit war es beschlossene Sache.

Nun ist der Spreewald als hervorragendes Paddelrevier über seine Grenzen hinaus bekannt und die vielen Bootsverleihe sprechen da eine deutliche Sprache. Doch wie sieht das Ganze zu einer Jahreszeit aus, in der eben jene Bootsverleihe alle schon im Winterschlaf sind und über die vielen Biergärten entlang der Fliesse lediglich herbstliches Laub hinwegfegt?

Um es vorwegzunehmen – es ist sehr viel ruhiger und keineswegs weniger schön.

Der Wetterbericht für jenes letzte Novemberwochenende war vielversprechend – kalt, aber trocken sollte es sein. Perfekt für eine herbstliche Paddeltour.

Den Vorschlag zur Tour habe ich bei GPSies.com gefunden und stellte fest, dass diese vom Bloggerkollegen Martin von einfachdraussen.info gepaddelt, für gut befunden und hochgeladen wurde. Angesichts der kurzen Tage im November habe ich mich für die Barzlintour mit einer Strecke von knapp 9 Kilometern entschieden.

Im November im Spreewald

Im November im Spreewald

Eingestiegen sind wir am Campingplatz „Am Schlosspark“ in Lübbenau. Obwohl das ganze Jahr über geöffnet, liegt auch hier die Winterruhe schon über dem Platz. Ein kurzer Anruf und wir bekommen die Erlaubnis, das Auto hier zu parken und den Bootssteg zu benutzen.

Vom Bootssteg aus paddeln wir nach links um bald wiederum nach links in den Stadtgraben und schliesslich in den Dorotheengraben abzubiegen. Auf diesem Abschnitt hat man das Gefühl, mitten durch den Ort zu paddeln, stehen doch links und rechts vom Fliess Häuser und Grundstücke, die allesamt nett anzusehen sind. Wir treffen zwei nette Fischer, die gerade die Netze einholen und fragen, wozu die Kästen an vielen Grundstücken dienen, die mittels Seil oder Kette ins Wasser gelassen werden können. Das seien Fischkästen, wird uns erklärt, in dem man fangfrischen Fisch noch für ein paar Tage aufheben kann, bevor man ihn verzehrt. So etwas haben wir uns fast gedacht und haben nun die Bestätigung.

Während ich so drüber nachdenke, dass zu dieser Zeit wohl recht wenige Paddler unterwegs sein werden, kommt von hinten eine etwas größere Gruppe heran gepaddelt und belehrt mich eines besseren. Die Kollegen sind auf einer Gepäcktour und wollen die Spree weiter stromab fahren.

Am Ende des Dorotheengrabens biegen wir links in den Kreuzgraben. Hier haben wir den Ort endgültig hinter uns gelassen und uns umgibt Natur pur. Sumpfgelände und lichter Wald prägen die Landschaft. Bis zur Kamske Schleuse. Diese wird per Hand betätigt und der Kurze ist mächtig stolz daraus, das einzige Fahrzeug zu sein, das geschleust wird.

Anschliessend befahren wir den Barbaragraben bis zu seinem Ende und biegen rechts in die Zerkwitzer Kahnfahrt ein.

Die Lufttemperatur liegt um den Gefrierpunkt und ich erkläre meinem Sohn eine meiner Paddelweisheiten. „Der Kälteschmerz an den Händen hört irgendwann von alleine auf.“ Er glaubt mir nicht so recht und behält seine Fleece-Handschuhe auch dann noch an, als sie ein kurzes Wasserbad genommen haben.

Wir überqueren die Hauptspree und fahren in die Lübbenauer Buschspree ein. Hier pfeift uns ein fieser kalter Wind ins Gesicht und wühlt die vormals ebene Wasseroberfläche ordentlich auf. Jetzt tun die Hände vor Kälte doch wieder weh. Die Aussicht auf einen warmen Kakao von der Bushbox lässt uns auf diesem Abschnitt ordentlich am Paddel ziehen und schon bald kommt die Kolkwitzschleuse in Sicht. Auch hier lässt sich der Mika schleusen, bevor wir ausschwärmen und kleines Holz für den Hobo-Ofen suchen. In Ermangelung an anständigem Zunder und angesichts des feuchten Holzes, muss ich dem Ofen viel Aufmerksamkeit schenken. Er qualmt wie nichts gutes und will nicht so recht in die Gänge kommen.

Pause bei warmem Kakao

Pause bei warmem Kakao

Ein Blick auf die Uhr lässt mich schliesslich zu der Erkenntnis gelangen, dass Kakao auch warm getrunken werden kann und nicht unbedingt heiss sein muss. Zum Hände wärmen an der Metalltasse reicht es allemal.

Über den Lehder Fliess geht es dann zunächst einmal wieder durch Waldgebiet, bis die ersten Gebäude Lübbenau ankündigen. Noch einmal links abbiegen und wir sind kurze Zeit später wieder zurück am Campingplatz. Als wir unsere Boote auf dem Auto verzurren und die Paddelsachen verpacken, beginnt es zu dämmern. Kurze Zeit später, wir geniessen noch ein Heißgetränk (ich) und Waffeln mit Vanilleeis (mein Sohn!) in einem Café, ist es bereits stockdunkel. Alles richtig gemacht heute!

Hier gibt es noch ein paar bewegte Bilder unserer kleinen Paddeltour:

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Video-Link: http://youtu.be/QiFrXHkNI4A

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