Bereits zum fünften Mal rief der Toughrun im beschaulichen Bexbach im Saarland und das vierte Jahr in Folge konnte ich diesem Ruf nicht widerstehen. Zu viel Freude hat mir die Mischung aus Spaß und Anstrengung bei diesem Lauf in den letzten Jahren gebracht. Nach wie vor gilt nämlich, dass das Vergnügen an einem dreckigen Geländelauf, die phantasievollen Verkleidungen und das Teamwork im Vordergrund stehen und die Zeit im Grunde egal ist. Folgerichtig gibt es auch keine Zeitnahme und das ist gut so.

Foto: Dirk Guldner mail. dirk@foto-guldner.de web. www.foto-guldner.de

Foto: Dirk Guldner www.guldner.de

 

Nachdem die Idee, im letztem Jahr als Panzerknacker verkleidet zu laufen, nun sagen wir, suboptimal war, sind wir in diesem Jahr wieder auf altbewährtes zurück gegangen und haben die alten Neandertaler -Kostüme aus dem Keller geholt. Beziehungsweise, Dietmar und ich haben die alten Kostüme entstaubt und Martin hat sich ein neues geholt. Denn in diesem Jahr waren wir zu dritt.

Als outdoor-affine Toughrunner hatten Dietmar und ich die Camp-Option gebucht und standen Freitag am frühen Abend auf der Zeltwiese. Keiner da. Donnerwetter, dachten wir, so eine lange Anreise und dann auch noch erster im Camp. Ein kurzer Besuch beim Team an Start und Ziel brachte uns zwei Erkenntnisse. Erstens wo wir unser Zelt aufstellen konnten und zweitens wo wir im Ort ein anständiges Steak herbekommen würden. Danke noch mal für den Tipp!

Nach Rückkehr vom Steakhaus stand zu unserer Überraschung lediglich ein weiteres Zelt neben unserem und die Herrschaften sind zeitig in selbigen verschwunden. So hatten Dietmar und ich die Feuerschale, einen Berg Holz und den Sternenhimmel für uns alleine.

Der nächste Morgen präsentierte sich freundlich, sogar die Sonne begrüßte uns. Das Gras der Wiese war naß vom Tau der Nacht. Frisch durchwühlte Stellen verrieten mir, dass ich mich in der Nacht doch nicht verhört hatte – Wildschweine.

Nach dem Frühstück warfen wir uns in die Klamotten und begaben uns langsam in Richtung Start-Ziel Bereich, der sich langsam mit Läufern und Helfern füllte. Ein wenig hatte ich den Eindruck, dass in diesem Jahr der Anteil der kostümierten Läufer kleiner war. Ich hoffe, ich irre mich in diesem Punkt, denn die abgefahrenen Kostüme sind immer ein Highlight beim Toughrun!

Das amtliche Vorher-Bild (Picture by Toughrun.de)

Das amtliche Vorher-Bild (Picture by Toughrun.de)

 

Gestartet wurde wieder in Blöcken, um die Wartezeiten an den Schikanen zu verringern. Da wir – der Zufall und schnelle Kommunikationskanäle wollten es so – trotz unabhängiger Buchung drei aufeinanderfolgende, zweistellige Startnummern hatten, waren wir im ersten Startblock mit dabei.

Unter großem Jubel begann gegen elf Uhr dann der wohl dreckigste Toughrun aller Zeiten. Zumindest war das mein Empfinden und die Waschmaschine hat mir das später auch bestätigt. Neben den künstlich angelegten Hindernissen ist der Knüller des Toughruns in jedem Jahr der natürliche Sumpf – the swamp. Nach den eher trockenen vergangenen Monaten fehlte diesem die darüberliegende Wasserschicht und präsentierte sich so als kräftezehrendes, Schuhe-fressendes und alles festhaltendes Monsterloch.

Doch der Reihe nach.

Der Routenverlauf des Toughrun 2015 war unverändert. In drei Runden zu je ca. 4,3 km ging es über das Utopion Gelände. Nach dem Start ging die wilde Hatz zunächst über eine unebene und sehr feuchte Wiese. Da waren nach wenigen Metern zumindest die Schuhe schon mal naß. Das ist aber auch egal, denn schon bald kam die Rutsche – the power ride. Diese wird mit viel Wasser gepimpt und mit Schwung und Anlauf hat man mehr Spaß. Jedes Mal hoffe ich, dass ich die Sicherheitsnadel nicht wieder finde, die mir vergangenes Jahr beim Bauchrutschen abgerissen ist.

Dann kam der Sumpf. Wie oben beschrieben bestand „the swamp“ aus zäher Matschepampe und die Routenwahl hatte einen entscheidenen Einfluß auf die Zeit für die Durchquerung. In der ersten Runde testeten wir verschiedene Optionen. Martin versuchte es weiter rechts, Dietmar links und ich bin stur geradeaus gestapft. Und dies schien die bessere Option gewesen zu sein. Martin steckte mit allen vieren im Matsch und auch Dietmar kam irgendwann auf die mittlere Route zurück.

Eine große Herausforderung im Swamp ist sicherlich, die Schuhe nicht zu verlieren. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Schuhe da schon drin stecken. Da Dietmar und ich mit Vibram FiveFingers gelaufen sind, konnten wir uns nach jedem Schritt nicht sicher sein, ob die Schuhe noch an den Füssen waren. Sehen konnte man es jedenfalls nicht und Bestätigung gab es erst, als man nach dem Lauf die Schuhe auszog.

Teilweise haben wir zu zweit versucht, andere Läufer aus der Pampe zu ziehen.

Wer jetzt denkt, er hätte das knackigste hinter sich, wird angesichts des folgenden Anstiegs eine besseren belehrt. Mit jedem Läufer wird der Weg rutschiger und wir sehen etliche, die sich auf den Allerwertesten legen.

Wo man hoch rennt, muss man meist auch wieder runter und dieser Weg war nicht minder glitschig. Die beste Option war immer noch auf dem Pöppes oder den Schuhsohlen runter zu rutschen und hoffen, dass die rausstehenden Wurzeln keine Spuren hinterlassen.

Als nächstes kommt der Verpflegungspunkt, wo ich immer an meine Mutter denken muss. „Hände waschen vor dem Essen!“ klingt mir in den Ohren und angesichts der Dreckschicht an den Fingern, esse ich lieber nichts. Spass beiseite, letztes Jahr haben nette Helfer mir die Bananenstücke zwischen die Zähne geschoben.

Beim Worriers Prayer geht es noch einmal einen Anstieg hoch, der mittlerweile aber so viele Trittstufen aufweist, dass man wie auf einer Treppe hochlaufen kann. Hoch, wohlgemerkt.

Das nun folgende Dungeon ist ein künstlicher Kriechtunnel. Mit schwarzer Folie abgedeckt. Also dunkel. Und schlammig.

Wenn man nun glaubt, es kann in punkto Schlamm nicht mehr schlimmer kommen, hat man sich getäuscht. Vor den Schlamm-Containern – von denen es jedes Jahr scheinbar mehr gibt – warten nette Mädels, die versuchen, die noch freien Körperstellen – vornehmlich im Gesicht – auch noch einzusauen. Ach ja, die Container, gigantische Schlamm-Badewannen, die es zu durchwaten gilt. Zwei Container hintereinander. In diesem Jahr sogar auf allen vieren im zweiten.

Und wieder am Verpflegungsstand vorbei. Immer noch keine Möglichkeit, die Hände zu waschen.

Von weitem kann man bald schon die Rauchschwaden sehen, die über dem Battlefield stehen. Angetrieben durch Gestalten in phantasievollen Uniformen rennen wir über Autoreifen, hangeln an einem irgendwann total glitschigen Gerüst und robben unter (Gummi)-Stacheldraht. Und immer diese Sorge, dass die Perücke irgendwo hängen bleibt.

Um die Ecke lauert direkt das nächste Hindernis. Das war letztes Jahr noch nicht da. Wieder muss man runter und über Holzschnitzel robben. Das ist hart und zwickt ganz ordentlich an Knien und Ellenbogen. Doch wir lernen schnell und rollen uns die nächsten Male einfach durch. Nur nicht zu schnell, sonst gibt es Probleme, beim Weiterlaufen die Spur zu halten.

Jetzt geht es im großen Bogen weiter in Richtung Morning Glory – einem kurzen, aber steilen Anstieg. Doch dieser ist nicht das Problem. Die Perücke von Dietmar verfängt sich in den Dornenbüschen und er muss sie mühsam wieder frei zupfen.

Als vorletztes Hindernis gilt es den Strohballenberg zu überwinden. Drei kräftige Aufschwünge und man steht oben.

Kurz vor dem Zieldurchlauf warten dann noch die Walls of Honor – alte Mauern, die da noch so im Gelände rumstehen. Wer jetzt nach dem letzten Jahr für diese Mauern trainiert hat, dürfte überrascht gewesen sein. Sie wurden kurzerhand erhöht.

Und dann war er da, der letzte kurze Anstieg vor dem Zielbogen und nach drei Runden liefen wir Keulen-schwingend durchs Ziel. Was für ein Spaß!

Im Ziel (Picture by Toughrun.de)

Im Ziel (Picture by Toughrun.de)

In diesem Jahr habe ich irgendwie die Grobreinigung mit dem Karcher verpasst. Erst später habe ich gesehen, dass diesmal an anderer Stelle gespritzt wurde, aber da waren wir schon geduscht. Und wer wirklich wissen will, was das „Tough“ beim Toughrun bedeutet, der geht nach dem Lauf in die provisorische Outdoor-Dusche und versucht, mit kaltem Wasser den Dreck loszuwerden.

Bei der anschliessenden Heldenmahlzeit und einem Bier genossen wir noch die tolle Stimmung auf dem Gelände, bevor wir uns auf den Heimweg begaben.

Liebe Toughrunner – Läufer und Team – es war wieder einmal ein großes Vergnügen! Vielen Dank für die Organisation und die tolle Stimmung vor Ort!

Im Übrigen ist die Anmeldung für den Toughrun 2016 schon offen. Und wir sind wieder dabei!

P.S. Wir haben es sogar ins Fernsehen geschafft.