Eigentlich fing alles mit einem neuen Rucksack an. Dieser sollte mal ordentlich getestet und artgerecht ausgeführt werden. Und so reifte die Idee einer Winterwanderung mit Übernachtung im Biwak in mir. Eine kurze Mail an die üblichen Verdächtigen formte recht schnell eine kleine Gruppe aus vier Leuten – Jörg, Dietmar, Christian und ich.

Ursprünglich war die Idee, einen Teil des Rheinsteigs zu laufen, doch wir entschieden uns kurzfristig für den Eifelsteig. Ein Termin war schnell gefunden und wir verabredeten uns für den 09. Januar 2010.

Die Planung des Ausflugs wurde kurz noch einmal spannend, als sich Schnee-Tief Daisy einmischte. Wir stellten uns auf üble Bedingungen ein und vervollständigten die Ausrüstung kurzfristig entsprechend. Unter anderem liehen wir uns noch Schneeschuhe. Sogar eine Lawinenschaufel habe ich mir bestellt, um den vorhergesagten Schneemassen begegnen zu können.

Samstag morgen ist Abfahrt. Wir fahren in Richtung Monschau und je näher wir der Eifel kommen, umso stärker wird der Schneefall. Aber es hält sich in Grenzen und wir kommen erstaunlich gut durch. Den Parkplatz bedeckt eine schöne geschlossenen Schneedecke und wir fahren mit Schwung mitten hinein. Nun ist erst mal letzter Equipment-Check angesagt und das ganze Geraffel wird ordentlich verpackt.

Dann geht es los. Mittlerweile ist es auch 11:00 Uhr. Monschau ist immer eine Reise wert, bei Schnee sowieso und so laufen wir eine kurze Schleife durch dieses schöne Städtchen. Durch enge Gassen führt der Eifelsteig hier hoch auf den Berg und erlaubt einen tollen Blick über den Ort. Die Gegend um Monschau kenne ich bisher nur vom Paddeln und da hält man sich naturgemäss in unmittelbarer Nähe der Rur auf. Von nun an bewege ich mich auf unbekanntem Terrain, aber immer wieder kreuzen wir Orte, die dem Eifel-Paddler bekannt sein dürften.

Der Weg führt nun ins Perlbachtal. Der Schneefall hat etwas nachgelassen und da wir uns im Tal bewegen und durch den Wald geschützt sind, bemerken wir auch nichts vom pfeifenden Wind. Die Temperaturen liegen auf jeden Fall unter 0 Grad, was ich nicht zuletzt daran bemerke, dass mein Ventil des Trinksystems einfriert. Dietmar gab mir den Tipp, die Flüssigkeit nach dem Trinken wieder in den Trinksack zurück zu pusten und so dauerte das Auftauen des Ventils nicht allzu lange.

Bald zeigt sich die Perlbachtalsperre. Der Stausee ist zugefroren und präsentiert sich als ebene weisse Fläche. Einfach nur schön. Jörg erzählte noch am Anfang, dass er seinen alten Rucksack aus dem Keller geholt hat, den er schon seit Jahren nicht mehr ausgeführt hat. Es zeigt sich, dass eine Schnalle vom Beckengurt den Belastungen nicht stand hält und bricht. Nun ist Improvisationsvermögen gefragt. Mit einem langen Riemen wird das Problem gelöst und der Hüftgurt erfüllt wieder seinen Zweck. Ein Not-Abwurf des Rucksacks nicht mehr möglich und das Anlegen nimmt auch ein wenig mehr Zeit in Anspruch.

Kurz darauf geht es nach links in Richtung Höfen. Wir durchqueren offenes Gelände, der Wind pustet uns gehörig um die Ohren und spielt mit dem Windchillfaktor. Fast wären wir am nächsten Abzweig vorbeigelaufen. Meine Schuld. Man sollte halt nicht mit dem Telefon herumspielen und twittern, wenn man vorneweg geht. Der Eifelsteig folgt nun ein Stück dem Höfener Heckenweg bevor er parallel zum Kluckbach wieder im Wald verschwindet.

Wir erreichen die Schutzhütte an der Kluckbachbrücke. Mein Garmin zeigt an, dass hier ein Geocache liegen sollte. Ich suche ganz kurz, kann jedoch nichts auf Anhieb entdecken. Ich will die anderen nicht unnötig warten lassen und schon gar nicht die schöne Winterlandschaft durch sinnloses Herumtrampeln zerstören. Es ist nun Zeit, sich allmählich mit der Frage nach einem Schlafplatz zu beschäftigen. Die Schutzhütten machen einen recht guten Eindruck. Die offenen Eingänge kann man sicherlich mit den Zeltplanen zuhängen. Geselliger ist es auf jeden Fall, die Nacht in einer solchen Hütte zu verbringen, verglichen mit der Option zu zweit in den Zelten zu verschwinden. Aber noch ist es zu früh und wir beschliessen, weiter zu gehen.

Wir folgen nun der Rur in ihrem Tal und kommen wieder an einem Platz vorbei, den der gemeine Rur-Paddler wohl recht gut kennt – dem Ausstieg der oberen Rur-Strecke. Mittlerweile hat die Dämmerung eingesetzt. Die Schutzhütte „Weisses Kreuz“ wird zu unserem heutigen Ziel erklärt. Der Anstieg zu dieser Hütte fordert noch einmal die letzten Reserven. Ich merke, wie ich kurz vor einem Hungerast stehe, bekomme kaum noch die Füsse hoch. Wie sich ein Hungerast anfühlt, durfte ich früher schon mal erfahren und erkenne daher die Anzeichen. Eine Tüte Studentenfutter über den Tag reicht halt nicht für eine solche Tour. Ich muss eine Pause einlegen und erst mal etwas essbares zu mir nehmen und mein Trinkventil wieder auftauen. Da hilft es auch nicht, dass die Schutzhütte nur noch circa 300 Meter entfernt ist.

An der Hütte angekommen muss ich erst mal weitere Kohlenhydrate zu mir nehmen und erwache langsam wieder zum Leben. Dietmar meint, dass von allen Hütten, die wir heute gesehen haben, diese wohl am schlechtesten für eine winterliche Übernachtung geeignet wäre. Sie hat nicht nur eine grosse Eingangsöffnung, sondern auch noch zwei offene Fenster an den Seiten und steht zudem auf Stelzen, so dass der Wind auch von unten durch die Bretter pfeift. Ein grosser Teil des Fussbodens und die Bänke sind jedoch von Filzbahnen bedeckt.

Dietmars Zelt wird benutzt, um den Eingang und das grössere Fenster zu verhängen. Nun zieht es nicht mehr wie Hechtsuppe. Apropos Suppe. Ich zaubere Erbsensuppe mit Speck aus dem Rucksack und kurze Zeit später nehmen wir die erste warme Mahlzeit des Tages zu uns. Auch das einfachste Gericht ist an solchen Tagen einfach nur köstlich. Als zweiten Gang gibt es für jeden noch einen Nudelsnack, für dessen Zubereitung wir bereits Schnee schmelzen müssen. Aber davon haben wir ja reichlich.

Eine Temperaturmessung in der Hütte ergibt einen Wert von – 5 Grad Celsius. Trotz warmem Essen und dicker Kleidung kriecht die Kälte langsam in die Gliedmassen. Wir machen uns noch einen steifen Grog und jeder beginnt, sich für die Nacht vorzubereiten. Bei solchen Temperaturen nimmt man am besten die Klamotten sowie die Schuhe mit in den Schlafsack. Mein durchgeschwitzter Fleece, den ich nach Ankunft in der Hütte an den Nagel gehangen hatte, ist steifgefrohren.

Die Nacht hätte komfortabler sein können. Nein, ich habe nicht gefroren, soviel schon mal vorab. Doch als erstes fiel mir ein Brett vom Fenster, unter dem ich schlief, in den Rücken. Irgendwann später merke ich, dass es ein wenig kühl von unten kommt und meine Schlafunterlage hart wie ein Brett ist. Ich befürchte, dass meine Therm-a-Rest kaputt ist, mag aber nicht aus dem kuscheligen Schlafsack kommen, um nachzusehen. Etwas später überwinde ich mich dann doch, winde einen Arm aus dem Schlafsack und taste nach der Matte. Von wegen kaputt! Beim Umdrehen habe ich die Matte von der Bank geschoben. Nachdem der Soll-Zustand wieder hergestellt ist, schlafe ich auch wieder weich und warm gebettet, ein.

Ich wache auf und es ist schon hell. Die Aussicht, den warmen Schlafsack zu verlassen, lässt jeden von uns wohl noch zögern. Keiner will der Spielverderber sein, der hier morgens Hektik macht. Doch irgendwann pelle ich mich aus dem Schlafsack und werfe einen Blick auf das Thermometer. Es zeigt minus 6 Grad Celsius. Draussen schneit es leicht. Zum Frühstück wird gegessen, was der Rucksack so her gibt und wir schmelzen wieder Schnee für Heissgetränke. Der Spiritus ist so kalt, dass er sich nur widerwillig anzünden lässt. Es ist mittlerweile schon fast 11:00 Uhr.

Bevor wir weiter ziehen, beschliessen wir noch das Ziel des Tages. Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde und des vor uns liegenden Heimweges beschliessen wir, bis nach Dedenborn zu laufen. Unterwegs wollen wir nach Möglichkeit noch mal die Schneeschuhe ausprobieren. Immerhin haben wir die Dinger geliehen und schleppen die das ganze Wochenende mit uns herum. Endlich kann ich auch einen Geocache auf dieser Tour loggen. Im Gegensatz zu den anderen, die wir entlang der Tour gesucht haben, lag dieser nicht irgendwo unter dem Schnee, sondern war leicht zugänglich.

Der Weg schlängelt sich durch schönen verschneiten Wald entlang der Rur und es macht einfach nur Spass, diesen Traum von einem Winter zu geniessen. Kurz vor Dedenborn machen wir Pause und beschliessen mangels Alternative, die Schneeschuhe auf dem Weg zu benutzen. Es war nur ein kurzes Vergnügen, hat aber Lust auf mehr gemacht.

In Dedenborn reiten wir ins Gasthaus ein, geniessen kalte (!!) Getränke und eine kleine Stärkung, bevor wir ein Taxi zurück nach Monschau bestellen. Ich frage den Wirt, wo Daisy denn nun gesteckt hat. Er grinst und winkt nur ab.

Die Taxifahrerin will uns nicht so recht glauben, dass wir bei den Temperaturen draussen übernachtet haben und fragt nach, ob die Hütte denn bewirtschaftet sei und ob wir Frühstück bekommen hätten. Nachdem sie uns bei unseren Autos abgesetzt hat, meinte sie, sie würde auch Ferienwohnungen vermieten, so dass wir beim nächsten Mal nicht im Wald schlafen müssten. Putzig!

Fazit:

  • Es war eine schöne Tour! Jungs, das können wir gerne mal wiederholen!
  • Der Rucksack (Deuter ACT Lite 40+10) hat sich bestens bewährt.
  • Ich brauche einen Frostschutz für mein Deuter Trinksystem.
  • Auf weibliche Tiefdruckgebiete ist nicht immer Verlass.