Geocaching ist ein Hobby, ein schönes Hobby! Es spielt auch in meiner Freizeitgestaltung eine Rolle und ich wünschte, dass es dies noch eine Weile spielen wird. Im Juli 2007 haben wir unsere erste Dose gefunden und es folgten bis jetzt mal mehr und mal weniger Cache-intensive Zeiten. Mit aktuell knapp über 600 Funden zähle ich mich hier auch eher zu den Genußcachern – was immer das auch bedeuten mag.

Wenn ich nun auch nicht so lange mitspiele, wie einige andere, gehe ich aber dennoch davon aus, noch in den „guten“ Jahren angefangen zu haben. Demnach hätte ich auch allen Grund, ob der Veränderungen unseres Hobbies, in Wehklagen auszubrechen.

Ein Realitätsabgleich ist nötig!

Die Mär vom Spiel im Geheimen ist entgültig vorbei. Wir sind halt nicht mehr nur ein paar Hansel, die sich mit einem GPSr auf Dosensuche begeben und wenn Muggels vorbeikommen, selbiges verstecken oder sich ans Ohr halten. Geheim schon deshalb nicht mehr, weil Geocaching in den Medien mittlerweile omnipresent ist. Sei es durch Blogs (ja, auch durch meinen Blog), durch Werbung und dedizierte Berichterstattung in Printmedien. Und nicht zuletzt duch die zahlreichen Berichte, wo die Geocacher überall stören, Verwüstungen hinterlassen oder Gesetze verletzen.

Wieviele Geocacher gibt es eigentlich in Deutschland? Der Spiegel geht im Jahre 2009 von ca. 25000 aktiven Geocachern in Deutschland aus. Ich würde mal vorsichtig schätzen, dass wir mittlerweile die 100.000er Marke locker übersprungen haben. Nicht alle dieser Cacher sind sicherlich übermässig aktiv, also lasst uns mal von 25000 – 30000 regelmässigen Geocachern ausgehen.

Es ist doch schlichtweg eine Illusion, dass man bei derartigen Massen und bei soviel Präsenz weitermachen kann wie bisher. Willkommen in der Welt der Regularien und in einer Welt, in der nicht jeder unseren Enthusiasmus teilt. Willkommen in der Realität!

Unser Hobby muss sich halt anpassen und damit müssen auch wir uns anpassen. Und damit meine ich nicht das sture hinnehmen von vorschnellen Beschränkungen und Anschuldigungen, sondern das Aktzeptieren der Tatsache, dass sich Geocaching als Spiel auch an Gesetze und Regelungen zu halten hat! Ich will jetzt hier keine Paragraphen zitieren, das überlasse ich dann doch den Kollegen, die entweder über Ahnung oder Zeit und Muße verfügen. Als Stichworte sollten hier nur Naturschutzgebiete, Lost Places und Hausfriedensbruch dienen.

Geocaching – ein Hobby wie andere auch

Ich würde gerne mal ein paar Parallelen aufzeigen. Und das bei Sportarten, die dem einen oder anderen Geocacher durchaus vertraut sein dürften.

Schauen wir uns doch mal die Welt der Wildwasserpaddler und der Kletterer an. Beide Sportarten werden sicherlich von ihren Betreibern als hipp und trendy angesehen und bieten ebenso wie das Geocaching die Möglichkeit zur Betätigung in freier Wildbahn und die Aussicht auf das eine oder andere Abenteuer.

Der Unterschied ist, dass die Paddler und die Kletterer die Transformation, die uns als Cacher noch bevorsteht, bereits hinter sich haben. In der Welt der Paddler und Kletterer sind Einschränkungen und Regeln durchaus an der Tagesordnung. Und auch hier gilt, dass eine gewisse Selbstkontrolle bzw. Selbstbeschränkung weiteren Verboten durchaus entgegenwirken kann.

Während der kletternde Geocacher anscheinend glaubt, sich überall betätigen zu können, sehen sich die Kletterer recht umfassenden Beschränkungen ausgesetzt. So ist es in NRW nur an wenigen Stellen möglich, hochoffiziell an Felsen zu klettern. Selbst Klettergebiete, die seit den Anfängen des Kletterns genutzt wurden, sind im Laufe der Neuzeit aus Naturschutzgründen ganzjährig gesperrt worden. Ein Blick auf die Fels-Info des DAV zeigt die ganze Bandbreite an kompletten Sperrungen, saisonalen Beschränkungen zum Beispiel aufgrund von Nistperioden und Sperrungen wegen unklaren oder eben auch glasklaren Besitzverhältnissen.

Na, wer erkennt hier schon Parallelen zum Geocaching?

Nächstes Beispiel – Wildwasserpaddeln. Ich behaupte mal, dass es in Deutschland viel weniger Wildwasserpaddler, als Geocacher gibt. Dennoch sind die Paddler seit langer Zeit im Visier von Naturschützern. Die Paddler stören nämlich durch ihre Aktivitäten die Laichgebiete der Fische. Und das wiederum stört die Angler. Manchmal habe ich das Gefühl, daß des Cachers Jäger, des Paddlers Angler ist.

Besonders verwerflich ist natürlich das Betreten der Uferböschungen zum Zwecke des Ein- und Ausstiegs.  Beispiel gefällig? Nehmen wir die Prüm in der Eifel und dort den als Irreler Wasserfälle bekannten Abschnitt. Ein über die Region hinaus bekanntes Kleinod an Wildwasserperle. Hier wurden die Kanuten ganz offen als Feindbild erkannt und massiv angegangen. Das Ergebnis sieht man hier – klare Beschränkungen bei Androhung von Strafen bis zu 50000€.

Und ich zähle jetzt nicht die vielen Gewässer auf, die sowieso zum Zwecke des Naturschutzes ganzjährig und vollständig gesperrt sind.

Sicherlich gibt es auch bei den Kletterern und den Paddlern Zeitgenossen, die sich den einen oder anderen Banditrun gönnen. Über die Konsequenzen sollte man sich dann im Klaren sein. Sowohl die persönlichen Konsequenzen, wenn man zur Kasse gebeten wird (oder das Boot konfiziert) oder wenn aufgrund einiger unbelehrbarer die Zügel noch enger gezogen werden.

Hilft ein Verein?

Ich denke nicht. Die Beispiele vorab zeigen, dass auch große Vereine wie der Deutsche Kanu Verband oder der Deutsche Alpenverein keinen Freibrief für Wildwuchs bedeuten. Wir werden einfach das Geocaching von vor fünf Jahren nicht mehr erleben – nicht mit und auch nicht ohne Geocaching-Verband. Ein Verein könnte höchsten die Kontaktaufnahme mit den Cachern vereinfachen und als Anlaufstelle für Anfragen und strittige Themen dienen. Ein solcher Verein würde sicher nicht stören. Gründungsmitglied werde ich sicher nicht.

Wohin des Weges?

Ich bin also Geocacher, Paddler und Kletterer und freue mich über jede Minute, die ich bei diesen Aktivitäten in der Natur verbringen kann. Und nun bin gerade ich ein Zerstörer eben jener Natur und darf mich in ihr nicht frei bewegen? Sind die Alternativen dann Kletterhallen oder künstliche Wildwasserstrecken? Ganz sicher nicht! Im Übrigen habe ich mich schon im Sommer 2009 zu dem Thema ausgeheult.

Um es noch einmal klar zu stellen – die vielen Einschränkunegn und Regularien gehen wir gehörig gegen den Strich! Auf der anderen Seite muss auch ein Spiel wie das Geocaching – wie andere Sportarten – sich ab einer kritischen Masse in punkto Spieler und Cachedichte ins Gefüge einordnen. Und in diesem Prozeß befinden wir uns.

Ich für meinen Teil werde mir den Spaß an der Dosensuche nicht nehmen lassen. Dafür macht das alles viel zu viel Spaß und ich habe viel zu viele extrem nette Leute über das Cachen kennengelernt. Aber ich habe auch zwei Augen im Kopf und sehe, dass Veränderungen anstehen. Veränderungen, die nicht jedem passen und auch das eine oder andere Schmankerl verderben. Aber wat mut, dat mut…

Also, heult doch. Oder habt einfach weiterhin Spass am grossartigen Hobby und seht zu, dass der Ruf der Geocacher durch sinnlose Aktionen nicht noch weiter ruiniert wird!