Ich bin ein bekennender Freund des kleinen, aber feinen Spaßlaufs „Toughrun – Ab in de Batsch“ im Saarland, den ich fast seit Beginn an begleite. Und natürlich schaut man dann auch mal nach anderen Hindernisläufen und ebenso natürlich kommt man da am Fisherman’s Friend Strongmanrun nicht vorbei. Um ehrlich zu sein, hatten mich die Dimensionen des Laufes bisher immer ehrfürchtig von einer Anmeldung absehen lassen. Zwei Runden a 12 Kilometern und 17 Hindernissen summieren sich eben doch auf 24 Kilometer Gesamtdistanz und 34 zum Teil knackigen Hindernissen.

Aber mit zunehmenden Laufdistanzen im Training und Wettkampf würde der Tag näher kommen, an dem ich den Anmeldeknopf drücken würde. Und dann kam die Anfrage vom Axel von der Outdoorseite, ob nicht jemand seinen Startplatz übernehmen wollte. Innerhalb weniger Sekunden hatte ich zugesagt.

Vor dem Start beim Fishermans Friend Strongmanrun

Vor dem Start beim Fishermans Friend Strongmanrun

An jenem Wochenende im Mai hole ich Axel ab und wir fahren gemeinsam zum Nürburgring. Bevor wir die Startunterlagen holen, wird erst einmal das Zelt aufgestellt. Zeltwiesen gibt es hier am Ring ja zur Genüge, nur warum keine ebenerdigen? Hier heisst es strategisch das Zelt ausrichten und sich fragen „Zu mir oder zu dir?“ oder „Wir sehen uns im Fußraum.“ Egal, wird schon gehen für eine Nacht.

Nachdem die schräge Hütte steht, holen wir die Startunterlagen und stopfen uns den Wanst bei der Pastaparty mit Kohlenhydraten voll. Axel ist Ambassador für Brooks Running und nimmt mich auf einen netten Umtrunk unter Brooks Jüngern mit. Positiver Nebeneffekt: Wir bekommen Plätze unter den First-Fifty und dürfen am nächsten Tag von ganz vorne starten.

Zurück am Zelt widmen Axel und ich uns noch einem letzten Bierchen und starren von der Ladefläche des Pick-Ups den vollen Mond an.

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Video-Link: https://twitter.com/outdoorspirit/status/733901341454536704

Samstag – Raceday

Entgegen aller Befürchtungen habe ich ganz gut geschlafen und bin nicht zusammengefaltet im Fussraum des Zeltes erwacht. Nachdem ein lautes Motorengeräusch die ersten Biker auf den Strassen ankündigt, dringt folgender Dialog von unseren Wohnmobil-Nachbarn zu uns ins Zelt:

„Da sind sie wieder, die Bekloppten!“

„Und das von einem, der sich gleich den Strongmanrun antut!“ Das ist nicht minder bekloppt!

Wir gönnen uns ein kleines Frühstück auf dem Platz, legen die Laufklamotten an und chillen noch ein wenig in der Frühlingssonne, bevor wir uns auf den Weg in Richtung Start begeben. In der Boxengasse ist schon eine Riesen-Party im Gange. Durch die First-Fifty Bändchen reihen wir uns ganz vorne ein und stehen direkt vor der Bühne über der Startlinie. Die Jungs dort oben heizen allen ganz ordentlich ein und um das Aufwärmprogram muss sich hier keiner Sorgen machen. Sorgen bereitet mir nur die Vorstellung, dass beim Startschuss gleich eine Horde von 17000 Läufern hinter mir her rennt. Da hilft wohl nur Flucht nach vorne.

Der Startschuss erfolgt und ein riesiges Feuerwerk schickt uns auf die Strecke. Das war schon mal beeindruckend, mal schauen, was da noch so kommt.

Was auf jeden Fall erst einmal kommt, ist eine lange Laufstrecke. Eigentlich dachte ich, dass bei 17 Hindernissen auf auf 12 Kilometern man eigentlich immer nur ein paar hundert Meter laufen müsste. Pustekuchen, dass teilweise mehrere Hindernisse schlichtweg hintereinander stehen, hatte ich überlesen.

Quälen und Spaß dabei

Quälen und Spaß dabei

Nach oben erwähnter erster Laufstrecke zeigten sich die Hindernisse 1 – 4, angefangen von Strohballen bis hin zu Kriech-Hindernissen, von denen stromführende Bänder herunter hingen. Natürlich wurde man vorher anständig mit Wasser angefeuchtet. Man möge mich korrigieren, aber ich habe immer noch den Eindruck, dass der Abstand der Strom-Bändchen in der zweiten Runde kleiner war. Kann das sein? Dummerweise kam just zu der Zeit ein wenig Wind auf, was die Bänder auch noch in Bewegung brachte und so kam, was kommen musste. Ich hatte mir einen Durchschlupf ausgesucht, doch entweder war mein Becken zu breit oder der Wind zu stark. Es gab einen Knall und der Stromstoß liess mich alle viere von mir strecken. Alter, ich hatte gedacht, das zwirbelt ein bisschen! Aber nein, der Schlag haut einen komplett um. Auch Axel, der schräg hinter mir krabbelte, hatte den Knall mitbekommen und ehrlich, ich habe nach einem Brandloch gesucht, als ich wieder auf meinen Füssen stand.

Apropos Strohballen. An vielen Stellen musste man über eben jene krabbeln, klettern oder springen. An einer Stelle rächte sich meine Entscheidung, die Trailschuhe für den Strongmanrun zu nutzen. Was sich auf der Strecke als Vorteil erwies – nämlich der Grip durch das Profil, entpuppt sich auf Stroh als Nachteil. Beim Sprung auf Stroh steht der Schuh sofort, während der Fuß noch kinetische Energie hat. Von einem Zehnagel verabschiedete ich mich schon mal mental während des Rennens.

Trocken ist man selten

Trocken ist man selten

Dann die sogenannte Südschleife – ein fieser Anstieg, immer wieder unterbrochen durch Strohballen. Das fiese ist hier nicht mal der Anstieg selbst, sondern eine leichte Rechtskurve, hinter der sich der Anstieg fortsetzt. Hat man noch Hoffnung, endlich oben anzukommen, nimmt einem diese Kurve und vor allem der Ausblick danach jede Motivation.

Auf der grossen Rutsche erwische ich beim ersten Mal eine recht trockene Spur und bleibe fast sitzen. In der nächsten Runde muss ich besser aufpassen. Unten klatscht man ins Wasser und ist – falls nicht vorher schon geschehen – endgültig nass.

Die Spidertime ist ganz cool. Erst geht es auf Überseecontainer hinauf, um dann über ein Netz auf einen noch höheren Container zu klettern. Ein wenig komisch ist das schon, erst einmal kopfüber das Netz ein Stück herunter zu hangeln, bevor es wieder hinauf geht.

Spidertime

Spidertime

Und dann die Poolonaise. Circa 1,70 Meter tief und mit 8 Grad kaltem Wasser gefüllt. Bei meiner Körpergröße ist das genau die Wassertiefe, bei der man überlegt, auf Zehenspitzen durchs Wasser zu laufen oder vielleicht doch zu schwimmen. Doch das wildeste ist die Wassertemperatur. Die nimmt einem jede Energie. Nach dem Pool ist man jedesmal dermassen ausgekühlt, dass man die darauf folgenden Kilometer braucht, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen.

Kurz vor dem Ende der Runde kommen dann noch der „Reife Hai“ und „Watergate“. Ersteres ein Becken gefüllt mit 20000 Autoreifen. Knochenbrecher wäre auch ein adäquater Name gewesen. Watergate bietet noch mal Kraxelei und eine kleine Rutsche mit Endbeschleunigung. Beide Hindernisse waren bei unserer zweiten Runde gesperrt. Watergate zumindest wegen Überfüllung und warum der Reifenparcours dicht war, entzieht sich meiner Kenntnis. Nach unseren Protesten öffneten die Ordner die Sperren wieder und wir konnten zumindest eines der Hindernisse noch mitnehmen.

Strongmanrun Finisher

Strongmanrun Finisher

Und dann war der Strongmanrun auch schon im Sack. Ja, es war anstrengend. Aber nicht so, wie befürchtet. Und ja, der Strongmanrun ist so ganz anders, als der Toughrun. Beide haben einen riesen Spaß gemacht und für beide bin ich auch für 2017 wieder angemeldet.

Ich habe von einigen gehört, dass der Strongmanrun früher besser, härter, anders war. Mir egal! Für mich war es ein Fest und ich komme gerne wieder. Zum Strongmanrun 2017 am Nürburgring.