Im Januar 2010 hatten wir mit der Umsetzung einer Idee begonnen – der Begehung des Eifelsteigs ausschliesslich im Winter. Und das in kleinen Wochenendetappen. Von der zweiten Etappe soll dieser Bericht handeln.

Wie immer war die Terminfindung eines der grösseren Probleme und so kristallisierte sich irgendwann das Wochenende vom 19. und 20. Februar als geeigneter Termin heraus und wir wollten uns zu dritt der zweiten Etappe stellen.

Verglichen mit den Verhältnissen auf der ersten Etappe waren die Bedingungen hier eher herbstlich denn winterlich. Wir trugen uns jedoch mit einer gewissen Hoffnung, am Wochenende doch noch einen Hauch Winter zu bekommen.

Herbstliche Bedingungen beim Winterwandern

Die Tour startete genau an jenem Punkt, wo wir im letzten Jahr aufhörten – auf einem Parkplatz in Dedenborn. Bereits bei der Vorbereitung war zu erkennen, dass diese Tour mehr geschichtliche Aspekte bieten würde, als mit grosser Wildnis zu protzen.

Aber zunächst führte der Weg von Dedenborn nach Einruhr, wo wir von einem Restaurantschild wie von Zauberhand angezogen wurden. Nach immerhin einer Stunde Gehzeit hat man sich aber auch eine Pause redlich verdient. Wer weiss, wann wir wieder etwas vernünftiges zu essen bekämen.

Kurz nach Einruhr erreicht man schliesslich den Eingang zum Nationalpark Eifel – dem ersten Nationalpark Nordrhein-Westfalens. Hierbei handelt es sich um einen recht jungen Nationalpark, den es erst seit dem 1. Januar 2004 gibt. Einen grossen Teil des Nationalparks macht der ehemalige Truppenübungsplatz Vogelsang der belgischen Armee aus. Dieser Bereich ist erst seit 2006 für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die Tatsache, dass es sich um einen Nationalpark und einen ehemaligen Truppenübungsplatz handelt, gebietet hier ein Verbleiben auf den Wegen. Etliche Schilder weisen auf beide Gründe hin. Erfreulicherweise scheinen sich auch die Geocacher daran zu halten. So bietet der Cache GC2GTEW Wildnis Trail 2 eine willkommene Gelegenheit zur Pause, ohne den Weg verlassen zu müssen.

Cache mit Ausblick

Die nächste Gelegenheit, einen Cache zu loggen, bietet sich erst wieder in der Wüstung Wollseifen. Ich hatte ja eingangs bereits erwähnt, dass der Hauch der Geschichte über dieser Etappe schweben würde und hier in Wollseifen kommt man nicht umhin, die Gedanken ein wenig schweifen zu lassen. Der Ort Wollseifen wurde zum Ende des zweiten Weltkrieges durch Artilleriebeschuss stark zerstört. Nach Kriegsende – im August 1946 – teilte die britische Militärverwaltung den zurückgekehrten Bewohnern mit, dass sie binnen drei Wochen den Ort zu räumen hätten, da hier ein Truppenübungsplatz eingerichtet werden sollte. Später wurde das Gelände von der belgische Armee genutzt.

Dorfstrasse in Wollseifen

Die alten Häuser wurden durch Schießübungen und Brände stark in Mitleidenschaft gezogen und zum Grossteil abgetragen. Geblieben sind nur vereinzelte Zeugen des früheren Wollseifen, wie zum Beispiel die Kirche. Um den Häuserkampf zu trainieren, wurden extra Bauten errichtet, die heute wie Bauruinen anmuten – blanke Ziegel und leere Fenster bestimmen das Bild. Besonders beim Besuch der Kirche kann man sich eines beklemmenden Gefühles nicht erwehren.

Reste des "alten" Wollseifens

Angesichts des Lost Places ist es natürlich nicht verwunderlich, dass auch hier ein Geocache zu finden ist – GCT7E2 Nationalpark Eifel –> Wollseifen Nr. 31.

Ehemaliger Trainingsplatz für Häuserkampf

Schon von weitem hat man bereits die Ordensburg Vogelsang im Blick. Dieser von den Nationalsozialisten errichtete Gebäudekomplex diente ursprünglich als Kaderschmiede der NSDAP. Nach dem Krieg wurde die Anlage von den Briten und den Belgiern als Kaserne genutzt. Heute befindet sich die Burg im Besitz des Bundes und man ist schwer am Überlegen, was man mit ihr anstellen soll. Die meisten Gebäude stehen heute leer. Wir nehmen uns die Zeit, die Ausstellung in der ehemaligen Kantine zu besuchen, allerdings geht es bereits auf den Feierabend zu und wir haben noch ein paar Schritte vor uns. Das Gelände der Burg gehört zwar nicht zum Nationalpark, aber einen Schlafplatz wollen wir uns trotzdem woanders suchen.

Ordensburg Vogelsang

Nach der Burg Vogelsang geht es noch einmal durch einen Streifen Nationalpark, bevor man ihn in Richtung Morsbach verlässt. Hier finden wir auch ein gemütliches Plätzchen für die Nacht. Wir kochen ein Süppchen und spielen das beliebte Spiel „Ich teile zuerst meinen schweren Proviant mit den Jungs, denn dann habe ich weniger zu tragen“.

Mahlzeit!

Der Morgen überrascht dann doch mit ein wenig winterlicher Atmosphäre – ein Hauch von Weiß liegt über der Landschaft und auf dem Zelt.

Ein Hauch von Weiß

Nach einem schnellen Frühstück machen wir uns wieder auf den Weg. Und wieder werden wir aufgehalten. Ein Café in Gemünd stellt sich uns in den Weg und verlangt nach einer Rast bei Torte und Kaffee. Warum eigentlich nicht. Wer weiß, wann es wieder etwas gibt?

Wen interessieren schon solche Details?

Auf dem Weg nach Golbach verlassen wir noch einmal bewohntes Gebiet und geniessen Natur pur auf den letzten Kilometern dieser Etappe. In Golbach selbst endet die Tour in einem skurilen kleine Café und genau dort wird die dritte Etappe im nächsten Winter wieder beginnen.

Da bin ich mir ganz sicher…

Bankenkrise?