Im Sommer 2013 konnte ich meine Familie überreden, den Urlaub in den Bergen zu verbringen. Richtig in den Bergen und nicht nur in Sichtweite derselben. An zwei Tagen hatte ich mir „frei“ genommen, um eigene Touren zu gehen, die jetzt nicht unbedingt familientauglich waren. An einem dieser Tage – es war der 16. September – stand der Mindelheimer Klettersteig auf dem Programm. Der blaue Himmel am Morgen und der Wetterbericht des Alpenvereins versprachen einen wunderschönen Tag.

Der Mindelheimer Klettersteig liegt in den Allgäuer Alpen und verläuft meist genau auf der deutsch-österreichischen Grenze. Der Zustieg erfolgt meist vom Kleinwalsertal aus.

Ich wollte die Runde vom Tal aus starten, den Klettersteig von der Fiderepaßhütte aus gehen und wieder ins Tal absteigen. Für die Tour muss man nicht unbedingt in aller Herrgottsfrühe aufstehen, so dass ich am Campingplatz in Baad noch anständig frühstücken konnte.

Gegen halb neun war der Wagen am Wanderparkplatz in Wildental abgestellt und der Rucksack geschultert. Vorbei an der unteren Wiesalpe führt ein breiter Schotterweg hinauf zur Fluchtalpe. An dieser Stelle trennen sich die Wege von Auf- und Abstieg dieser Variante. Jetzt halte ich mich links, wo ein kleiner Pfad zickzack-förmig den Berg hinauf führt. Man durchquert ein kleines Waldstück, bevor man die Bäume hinter sich lässt und einen freien Blick in Richtung Fiderepaß hat. Die gleichnamige Fiderepaßhütte zeigt sich erst später, nämlich wenn man oben auf dem Paß angelangt ist.

Die Fiderepaßhütte aus Richtung Klettersteig gesehen

Die Fiderepaßhütte aus Richtung Klettersteig gesehen

Auf der Hütte gönne ich mir eine Apfelschorle und eine Gulaschsuppe und ziehe bald schon weiter. Der Weg zum Einstieg des Klettersteiges ist von der Hütte erst einmal nicht zu verfehlen. Die Schafalpenköpfe sind nicht zu übersehen und ein deutlicher Pfad ist vorhanden. Irgendwann zweigt der Zugang zum Steig nach rechts ab, die Markierung befindet sich leicht abgewandt auf einem Stein. Nun heißt es Geschirr anlegen und auf ins Vergnügen.

Der Klettersteig vom Einstieg aus gesehen

Der Klettersteig vom Einstieg aus gesehen

Im obigen Bild kann man den ersten Teil des Klettersteigs schön sehen – er verläuft in Bildmitte. Im Hintergrund sind der Elfer- und Zwölferkopf zu erkennen.

Die Aussicht vom Grat ist wunderschön. Bei dem Wetter hat man einen super Blick sowohl in die Tiefe als auch in die Ferne. Ich bin erstaunt, wie wenig andere Leute am Klettersteig unterwegs sind. Bei diesen Verhältnissen habe ich mit deutlich mehr Verkehr gerechnet. Aber diejenigen, die von einer der beiden Hütten gestartet sind, sind ja auch schon durch. Mir soll es recht sein.

Der Mindelheimer Klettersteig führt über den höchsten Schafalpenkopf (2321 m), den mittleren Schafalpenkopf (2301 m) und schliesslich den südlichen Schafalpenkopf (2273 m). Die meiste Zeit geht man gesichert am Stahlseil, es gibt aber auch Abschnitte, wo keine Sicherung vorhanden ist.

Nach dem Einstieg überquert man schnell den höchsten Schafalpenkopf. Schon bald danach kommt man an eine Leiter, die waagerecht eine kleine Kluft überwindet. Rechts unten erkennt man die Fiderepaßhütte. In umgekehrter Richtung könnte man von hier oben schon mal per Handzeichen Getränke bestellen.

Blick zurück zum höchsten Schafalpenkopf

Blick zurück zum höchsten Schafalpenkopf

In einem stetigen Rauf und Runter hangelt man sich den Grat entlang über die drei Schafalpenköpfe. Entspanntes Gehen wechselt sich ab mit anregender Gratkraxelei. Bei aller Konzentration auf den Weg sollte man immer wieder mal innehalten und die phantastische Aussicht geniessen. Fast immer kann man nach Mittelberg schauen, wo die markante Kirche zu erkennen ist.

Blick nach Mittelberg

Blick nach Mittelberg

Auf dem Weg zwischen mittlerem und südlichem Schafalpenkopf höre ich plötzlich Geräusche aus dem Hang rechts von mir. Ein Steinbockweibchen zeigt sich nicht allzu weit entfernt. Neugierig schauen wir uns an, während es mir gelingt, ohne hektische Bewegungen ein paar Fotos aus der Hüfte zu schießen. Dann wird es der Geiß zu doof und sie klettert weiter. Wahnsinn, wie die Tiere in den Bergen unterwegs sind.

Eine tierische Begegnung

Eine tierische Begegnung

Ein Stück weiter komme ich an die Stelle, wo vor Jahren eine gute Freundin verunglückt ist. Eine kleine Tafel erinnert an sie. Ich verweile einige Zeit und baue ein kleines Steinmännchen.

Die bisherigen Klettersteige, die ich so begangen bin, führten meistens auf irgendeinen Berg oder Plateau. Eine Gratwanderung wie hier beim Mindelheimer ist mir neu. Und so stehe ich nach dem südlichen Schafalpenkopf ein wenig verdutzt auf dem Weg und denke „Nanu, vorbei?“. Doch so ist es. Auf den sichtbaren Weg führen von oben offenbar mehrere Möglichkeiten. Ich bin mir nicht sicher, den offiziellen Weg gegangen zu sein. Zumindest habe ich keine Markierungen gesehen.

Also das Kletterzeugs verpackt und wieder auf den Weg gemacht. Wer noch nicht genug hat, kann noch kurz einen Abstecher auf das Kemptner Köpfle (2193 m) machen. Der Weg führt direkt daran vorbei.

Geschafft - der Mindelheimer Klettersteig liegt hinter mir

Geschafft – der Mindelheimer Klettersteig liegt hinter mir

In der Kemptner Scharte stehend hat man nun die Wahl – entweder rechts runter ins Wildental und zurück zum Camp oder einen kurzen Abstecher zur Mindelheimer Hütte wagen. Ich habe einen fiesen Geschmack von der Lippensonnencreme im Mund und es dürstet mich nach einem anständigen Radler. Also wird ein kleiner Umweg in Kauf genommen.

Nach dem doch eher einsamen Klettersteig kommt mir das Gewusel auf der Hütte seltsam vor. Es geht zu wie auf einem Bahnhof. Also schnell das Radler gezischt, Hüttenstempel abgeholt und auf den Rückweg gemacht. Schliesslich sah der Plan vor, heute abend am offenen Feuer Burger für die Familie zu braten.

Das habe ich mir verdient...

Das habe ich mir verdient…

Der Abstieg führt dann wieder über die Kemptner Scharte hinab ins Wildental, wo man bald wieder an der Fluchtalpe auf den Web vom Aufstieg trifft. An der Moser Alm werde ich abgeholt. Mein GPS zeigt eine zurückgelegte Strecke von 18,7 km. Die Zeit in Bewegung lag bei 5:37 h und die Zeit im Stand bei 3:45 h. Ich bin sehr zufrieden mit der Zeit.

Hier könnt ich Euch die Topo vom MIndelheimer Klettersteig herunterladen.

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