Die Marke Gregory wird bei mir immer ein Synonym für Rucksäcke der Kategorie „Schwerlast“ sein, seit einer meiner ersten „ernsthaften“ Modelle von dem amerikanischen Unternehmen stammte. In den Neunzigern war Gregory der erste Hersteller, der den Hüftgurt fest mit der Rückenplatte verband und man so die Last auf der Hüfte „absetzen“ konnte, anstelle sie auf den Schultern zu tragen. Ich kann mich nicht mehr an den Namen des Modells von damals erinnern, aber es war ein 50l+ Rucksack, mit dem ich schon an die 30 kg durch Island geschleppt habe.

Aufgrund dieser guten Erfahrungen von früher war ich sehr gespannt, als die Bergfreunde mir anboten, mal einen Blick auf ein aktuelles Modell von Gregory zu werfen – dem Alpinrucksack Alpinisto 35.

Der Alpinrucksack Alpinisto 35

Wie der Name schon nahelegt, ist der natürliche Lebensraum der Rucksacks die Berge. Zahlreiche Details – auf die hier noch eingegangen werden soll – weisen auf den Einsatz in Eis und Fels hin. Aber auch beim Wandern und ausserhalb der Berge macht der Rucksack eine gute Figur.

Abhängig von der gewählten Größe bietet der Alpinisto zwischen 31 und 37 Liter Stauraum bei 1,4 – 1,6 Kilogramm Eigengewicht. Dieses Eigengewicht kann man um bis zu einem halben Kilo reduzieren, wie man später noch sehen wird. Mein Modell der Größe M bringt es auf 35 Liter Fassungsvermögen. Das reicht für Tagestouren mit viel Ausrüstung oder für längere Touren mit leichtem Gepäck.

Der Gregory Alpinisto in seiner natürlichen Umgebung

Der Gregory Alpinisto in seiner natürlichen Umgebung

Die Ausstattung

Der Alpinisto kommt mit vielen pfiffigen Details daher, so dass es beim „Unboxing“ direkt Spass macht, auf Entdeckungstour zu gehen. Im folgenden sind die wesentlichen Merkmale aufgelistet.

  • Ein großes Hauptfach
  • Die auffällige Farbe Alpine Gold – Ein Plus an Sicherheit bei möglichen Notfällen in den Bergen
  • Seitlicher Zugriff per Reissverschluß zum Hauptfach
  • Separates Aufbewahrungsfach für Steigeisen auf der Frontseite
  • Zwei Fixpunkte für Eisgeräte
  • Seitliche Kompressionsriemen
  • Großes Deckelfach mit darunter liegendem, von innen zugänglichen Sicherheitsfach
  • Rückenplatte mit Aluschiene zum Anpassen an die Rückenform des Trägers
  • Kleine Isomatte für Pause und (Not)-Biwak
  • Fach für Trinkblase und Durchgang für den Trinkschlauch
  • Materialschlaufen am Beckengurt
  • Abnehmbarer Beckengurt
Der Gregory Alpinisto 35

Der Gregory Alpinisto 35

Das Handling

Seine Stärken zeigt der Alpinisto ganz klar im Winter, wenn Ski oder Eisgeräte an den entsprechenden Stellen befestigt werden oder die Steigeisen im dafür vorgesehenen Fach verschwinden. Beim 35 Liter Modell ist dieses Steigeisenfach, im Gegensatz zu einigen Beschreibungen, nicht abnehmbar. Es lässt sich jedoch bei Nichtgebrauch falten und per Klettverschluss fixieren. Während des Sommers konnte ich diese Features noch nicht wirklich nutzen, allerdings eignet sich das Steigeisenfach auch für die 1,5 Liter Flasche Wasser, vier tropfnasse Schnorchel oder für den Schnellzugriff auf den Regenschirm.

Gut gefällt mir die einfache Metallschnalle für das Hauptfach. Obwohl mir bei all meinen Rucksäcken noch nie eine der normalerweise verarbeiteten Plastikschnallen kaputt gegangen ist, halte ich die Schnalle des Alpinisto für wesentlich robuster.

Pfiffig ist auch der Schnürzug am Hauptfach, der auch mit Handschuhen und einhändig sehr gut zu bedienen ist. Ein Zug am Band und das Hauptfach wird verschlossen, ein Zug am Tanka und es öffnet sich.

Durch den seitlichen Reißverschluß hat man einfachen Zugriff auf Dinge, die unten im Rucksack liegen und sonst irgendwie nach oben gewühlt hätten müssen.

Das Tragegefühl

Der Alpinisto kommt in den vier Größen XS, S, M und L. Welche Göße man benötigt, bestimmt man am besten mit Hilfe einer Anleitung auf der Gregory Website. Hat man seine Größe gefunden, passt der Rucksack wie eine Jacke. Die Anpassung an die Rückenform geschieht – wenn nötig – durch die oben erwähnte Aluschiene. Diese Schiene bildet zusammen mit der herausnehmbaren Rückenplatte, der Rückenpolsterung und dem Beckengurt das Fusion Flex System, welches eine optimale Lastkontrolle unter harschen Bergbedingungen ermöglichen soll.

Apropos herausnehmbare Rückenplatte – um Gewicht zu sparen, kann man nicht nur die Platte entfernen, sondern auch den Beckengurt abnehmen und so bis zu einem halben Kilogramm sparen.

Die Tragegurte könnten für meinen Geschmack im Schulterbereich etwas breiter sein, was das Tragen über längere Distanzen angenehmer gestalten würde.

Ich habe den Rucksack im Sommer auf leichten Wanderungen getragen sowie auf unseren Bergtouren auf den hohen Göll sowie durch die Watzmann Ostwand. Der Alpinisto saß tadellos und hat Kletterbewegungen nicht behindert.

Eine Sache, auf die ich demnächst achten werde, ist die Beladung des Deckelfaches. Hat man hier viel Platz, neigt man dazu, diesen auch zu füllen. Ist nun das Hauptfach nicht voluminös beladen, wird der Rucksack recht kopflastig. Hier könnte ich mir zusätzliche Kompressionsriemen für das Deckelfach vorstellen. Oder in so einem Fall den Kram in einem Beutel ins Hauptfach.

Die Details

Auf dem Bild unten kann man die beiden Fixierungen für Eisgeräte sehen, links versteckt und rechts bereit, ein Eisgerät aufzunehmen. Der Metallstift wird durch das Karabinerloch des Eisgerätes geführt und hält es so an seiner Position. Der Griff wird dann mit Klettbändern fixiert.

Eisgerätefixierung

Eisgerätefixierung

Der seitliche Reißverschluss für den Schnellzugriff. Sehr nützlich, wenn man an Dinge wie Handschuhe oder ähnliches herankommen will und diese warum auch immer unten liegen. Der obere Teil des Reißverschlusses bildet die Durchführung für den Trinkschlauch. Die so entstehende Öffnung ist abgedeckt, wie man auf dem Bild unten sehen kann.

Seitlicher Reißverschluss mit Trinkschlauch-Durchführung

Seitlicher Reißverschluss mit Trinkschlauch-Durchführung

Bereits oben habe ich erwähnt, dass mir die robuste Metallschlaufe zum Verschliessen des Hauptfaches sehr gut gefällt. Da geht so leicht nichts kaputt. Konsequent wäre es gewesen, alle Verschlüsse so auszulegen, denn nun hat man stabile Metallverschlüsse kombiniert mit herkömmlichen Plastikverschlüssen. (Wobei mir wie gesagt schon lange keinPlastikverschluss kaputt gegangen ist.)

Verschlußschnalle

Verschlußschnalle

Im Bild unten sieht man gut die Rückenplatte und die Aluschiene, die hier ein Stück herausgezogen wurde. Die komplette Platte lässt sich entfernen, um Gewicht zu sparen. Die Aluschine ist vorgeformt und kann an die Rückenform des Trägers angepasst werden, falls nötig.

Hier würde ich mir wünschen, dass die Platte oben am Rucksack fixiert werden könnte. Mir ist aufgefallen, dass bei ungleicher Beladung – sprich wenig im Hauptfach und viel im Deckel bzw. Steigeisentasche – der Rucksack in sich zusammen fällt und die Rückenplatte heraus schiebt. Das sind zwar nur ein paar Zentimeter, trotzdem muss die Platte dann wieder zurückgefummelt werden.

Rückenplatte mit Aluschiene

Rückenplatte mit Aluschiene

Das Rückpolster ist bequem und drückt nicht. Es liegt auf dem Rücken, auf wie man sehen kann und man schwitzt darunter. Aber das ist normal bei dieser Art Rucksack.

Rückenpolster und Beckengurt

Rückenpolster und Beckengurt

Hier sieht man die Steigeisentasche auf der Front des Alpinisto gefüllt mit – nun ja – Steigeisen. Die Innenseite zum Rucksack hin besteht aus festerem Material, so dass ein Durchstechen der Zacken verhindert wird.

Steigeisenfach

Steigeisenfach

Fazit

Mir gefällt der Alpinisto 35 recht gut. Die bergspezifischen Ausstattungsmerkmale sind im Einsatz sicherlich sehr nützlich, lassen sich aber auch bei Nichtgebrauch dezent verstecken. Das macht den Rucksack auch für Touren ausserhalb der Berge interessant. Durch das vorherige Ausmessen meiner Rückenlänge hatte ich mit der Passform des Rucksacks keine Probleme. Ich musste nicht einmal die Form der Aluschiene anpassen.

Mit einem Preis von aktuell knapp 160€ liegt der Alpinisto 35 sicherlich im oberen Preissegment bei den Rucksäcken. Allerdings halte ich den Preis für durchaus angemessen angesichts der Qualität und der Vielseitigkeit des Rucksacks.

Jetzt wo, die Blätter fallen und der Herbst deutlich anklopft, freue ich mich schon auf den bevorstehenden Winter und auf weitere Touren mit dem Alpinisto. Ein paar der Features wollen doch schliesslich auch noch unter die Lupe genommen werden.

Vielen Dank an die Bergfreunde.de für die Bereitstellung des Rucksacks.