Geht Euch das auch so? Manchmal weiss man, dass es bestimmte Ausrüstungsgegenstände auf dem Markt gibt, aber man ist der Meinung, man bräuchte diese nicht oder hätte nicht den richtigen Einsatzzweck. So erging es mir bisher mit den Systemkochern wie denen von Jetboil. Ich hatte diese Art von Kochern in das Expeditionsschubfach gesteckt und weitestgehend ignoriert. Zu Unrecht.

Im Rahmen unserer Winter-Eifelsteig-Tour habe ich zunehmend darauf geachtet, so wenig Ausrüstung wie möglich mitzunehmen und alles das, was in den Rucksack kommt, gewichtsoptimiert auszusuchen. Und da fielen mir die kompakten Kochsysteme wieder ein, da wir unterwegs ausschliesslich Wasser zum Kochen bringen, um entweder Kaffee oder Fertigmahlzeiten zuzubereiten.

Die Bergfreunde haben mir das Kochsystem Jetboil Sol im Rahmen dieses Tests zur Verfügung gestellt. Vielen Dank schon mal dafür!

Das Packmaß des Jetboil Sol

Das Packmaß des Jetboil Sol

Das Konzept

Der Hintergedanke dieser Kochsysteme sind mit Sicherheit die oben erwähnten Expeditionen, bei denen es auf Kompaktheit, Gewicht und Effizienz eines Kochsystems ankommt. All diese Gesichtspunkte werden beim Jetboil Sol berücksichtigt. Alle Komponenten finden zum Transport im Topf Platz, inklusive einer kleinen Gaskartusche (abhängig vom Durchmesser). Somit bestimmt die Höhe des Topfes auch das Packmass des Kochers. Der Brenner und der Topf werden ineinander gesteckt und sorgen so, unter Zuhilfenahme des lamellenförmigen Wärmetauschers, für eine optimale Ausnutzung der Energie der Gasflamme. Im Ergebnis soll das Wasser im Topf schneller und effektiver zum Kochen gebracht werden, als auf anderen Kochern.

Jetboil Sol im Einsatz

Jetboil Sol im Einsatz

Technische Daten und Lieferumfang

Zum Lieferumfang gehören der Topf (ca. 700 ml), der Brenner mit Regler und Piezozündung, ein Standfuß für die Kartusche, ein leicht flexibler Deckel mit Trink- und Ausgieß-Öffnungen und eine Plastikkappe zum Schutz der Wärmetauscherlamellen.

  • Durchmesser: 105 mm
  • Höhe: 160 mm
  • Gewicht: 312 g (Titanversion, ohne Kartusche)
  • Brennstoff: Gaskartuschen
Lieferumfang des Jetboil Sol

Lieferumfang des Jetboil Sol

Der Jetboil Sol in der Praxis

Über eines muss man sich im Klaren sein. Wer einen herkömmlichen Kocher sucht, um seine tägliche Portion Pasta mit Tomatensoße zu kochen, sollte vom Jetboil die Finger lassen. Da gibt es sicherlich deutlich preisgünstigere Modelle am Markt. Die primäre Aufgabe vom Jetboil ist es, Wasser möglichst schnell zum Kochen zu bringen. Es wird sogar davon abgeraten, Essen im Topf zuzubereiten, da dieser durch eine ungleichmäßige Wärmeausbreitung Schaden nehmen könnte.

Ist man allerdings mit dem Rucksack unterwegs und greift vorwiegend auf Trekkingmahlzeiten und Heißgetränke zurück, erhält man mit dem Jetboil einen zuverlässigen Begleiter für ein schnelles Abendessen oder eben den heissen Kaffee am Morgen.

Der Jetboil Sol einsatzbereit

Der Jetboil Sol einsatzbereit

Das Handling ist denkbar einfach. Die Einzelteile dem Topf entnehmen, Brenner unter den Topf stecken, Kartusche aufschrauben und in den Standfuß setzen, Wasser einfüllen und Feuer frei. Nach gut 2 Minuten sind 500 ml Wasser heiss. Ich habe mir die 100g Gaskartuschen von Jetboil gekauft, diese passen ebenfalls zum Transport in den Topf.

Der Topf selbst ist mit Neopren ummantelt, was für zusätzliche Isolation sorgt und den Vorteil hat, dass man den Topf trotz des kochenden Wassers anfassen kann. Zudem ist ein praktischer Stoff-Henkel vorhanden, um das Wasser einfach und zielsicher in die Tüten der Trockenmahlzeiten zu bekommen.

Die Flamme des Brenners wird mittels Piezozündung entfacht und hat bisher reibungslos funktioniert. Man würde den Brenner wohl auch mit dem Feuerzeug oder Feuerstahl ans Laufen bekommen, was allerdings weniger komfortabel wäre. Des Weiteren lässt sich die Flamme gut regulieren, wenngleich ich auch nicht weiß, wofür das beim Wasser kochen gut sein sollte. Vielleicht für Glühwein, der soll ja nicht kochen. ;-)

Die Plastikkappe, die zum Transport auf die Unterseite des Topfes gesteckt wird, kann auch als Messbecher verwendet werden. Allerdings frage ich mich, wie lange die Kappe hält, scheint sie doch das schwächste Glied im System zu sein.

Der Wärmetauscher des Jetboil Sol

Der Wärmetauscher des Jetboil Sol

Man kann das Jetboil System durch diverses Zubehör erweitern. Ein Adapter ermöglicht es, auf den Brenner normale Kochtöpfe zu setzen. Dieses habe ich nicht probiert. Wesentlich cooler finde ich die Hängevorrichtung, mit der man den Jetboil irgendwo anhängen kann. Und hier schliesst sich der Kreis zu den Expeditionen, die am Anfang erwähnt worden sind. Bei Bigwall Klettertouren auf der Portaledge spielt der Jetboil sicherlich seine volle Stärke aus.

Der Vergleich

Ich habe mal einen bescheidenen Test bezüglich der Zeit durchgeführt, die die mir zur Verfügung stehenden Kocher benötigen, um einen halben Liter Wasser zum Kochen zu bringen. Nun bin ich nicht der Kocher-Nerd, der dutzende System im Keller hat. Also musste mein nahezu 20 Jahre alter Trangia mit Original Spiritusbrenner und der Trangia Gasbrenner gegen den Jetboil antreten. Ein unfairer Vergleich, ich weiß. Aber aus dem Grund habe ich die Bushbox nicht mit im Vergleich gehabt.

Kleiner Vergleich zwischen dem Trangia und dem Jetboil Sol

Kleiner Vergleich zwischen dem Trangia und dem Jetboil Sol

Also, der Jetboil nimmt für sich in Anspruch, einen halben Liter Wasser in gut zwei Minuten zu erhitzen. Schafft er das tatsächlich?

Nach gut zwei Minuten kocht das Wasser

Nach gut zwei Minuten kocht das Wasser

Siehe da, nach etwas mehr als zwei Minuten brodelt das Wasser im Topf. Und ich hatte nicht einmal den Deckel geschlossen.

Der Trangia mit Gasbrenner braucht nur wenig mehr Zeit

Der Trangia mit Gasbrenner braucht nur wenig mehr Zeit

Der Trangia mit Gasbrenner hat mich dann doch etwas überrascht. Er war zwar etwas langsamer, als der Jetboil, aber nach 2 Minuten und 47 Sekunden kochte auch hier das Wasser. Wieder ohne den Deckel geschlossen zu haben.

Der Spiritusbrenner hinkt hinterher

Der Spiritusbrenner hinkt hinterher

Wenig überraschend brauchte der Spiritusbrenner deutlich länger und nach knapp 9 Minuten stiegen auch hier Blasen auf. Da wäre ich mit dem Jetboil vermutlich schon mit dem Essen fertig gewesen.

Fazit

Der Jetboil und ähnliche Kochsysteme sind nicht nur für Expeditionen geeignet. Auch auf normalen Touren, wo hauptsächlich Wasser erhitzt wird, spielen die leichten und kompakten Kocher ihre Vorteile aus. Sei es auf der mehrtägigen Tour für die Trekkingnahrung oder auf Tagestouren für den frischen Tee oder Kaffee. Das geringe Gewicht und das Packmaß sind gute Gründe für ein frisch zubereitetes Heissgetränk, anstelle einem aus der Thermoskanne. Der zugegeben eher hohe Preis wird wohl nur Outdoorer zuschlagen lassen, die den Kocher mehr als einmal im Jahr mit auf Tour nehmen. Ich werde es jedenfalls tun.

[01.05.2015] Aktuell gibt es den Jetboil Sol bei den Bergfreunden für 152,96 €.

[Update 03.05.2015] Der Sol scheint ausverkauft zu sein. Dafür sind aber neuere Modelle von Jetboil verfügbar.