Wenn man so darüber nachdenkt, gibt es wohl wenig absurderes, als an gefrorenem Wasser zu klettern. Dennoch erfreut sich das Eisklettern einer zunehmenden Beliebtheit, der auch ich mich nicht entziehen kann.

Der Gedanke, dieses Eisklettern einmal zu probieren, geisterte schon eine Weile in meinem Hinterkopf herum. Und so fiel der Vorschlag von Dietmar im vergangenen Jahr, einen Eiskletterkurs zu besuchen, auf fruchtbaren Boden. Andreas von Via-Alpin.de sollte uns in die Welt des eisigen Vergnügens einführen. Im vergangenen Jahr wurde der Kurs aufgrund der Lawinensituation im Kleinwalsertal kurzerhand ins Pitztal verlegt, wo wir unter anderem bei knackigen -25° Celsius in der Taschachschlucht im Eis kletterten. 

In der Taschachschlucht (Foto Copyright Via-Alpin.de)

In der Taschachschlucht (Foto Copyright Via-Alpin.de)

In diesem Jahr buchten wir wieder bei Via-Alpin.de und diesmal war es nicht zuviel Schnee, sondern eher zu wenig Winter, der uns wieder ins Pitztal gehen liess. Über dreißig kletterbare Wasserfälle soll es hier geben und die Eisverhältnisse sahen recht vielversprechend aus. Und so trafen sich Dietmar, Gerd, Andreas und ich Samstag früh im Gasthaus Schön. Zunächst ging es wieder in die Taschachschlucht, wo viele kleinere Wasserfälle warten. Das Ganze macht schon den Eindruck eines Wasserfall-Klettergartens und der Zugang ist relativ einfach. Mehrere Seilschaften sind hier zugange und das Eis weist bereits deutliche Hau- und Trittspuren auf. Doch für die Grundlagen des Eiskletterns ist die Taschachschlucht sehr gut geeignet. Auch sind die Temperaturen heuer deutlich angenehmer als im vergangenen Jahr.

Apropos Temperaturen – als angehender Eiskletterer sollte man wohl schon etwas kälteresistenter sein. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Eisfälle meist in irgend einer Schlucht oder an einer schattigen Wand liegen. Im Pitztal zum Beispiel hat man die sonnenbeschienenen Berge im Blick, während man selbst im Kälteloch der Schlucht hockt.

In der Taschachschlucht (Foto Copyright Gerd Steinbacher)

In der Taschachschlucht (Foto Copyright Gerd Steinbacher)

Zurück zum Kurs. Für den Sonntag schlug Andreas den Fallebachfall vor. Bereits von der Strasse kann man den Fall sehen und doch bedarf es noch eines circa 45-minütigen Aufstieges bis zu seinem Fuß. Der frisch gefallene Schnee tat sein übriges. Oben angekommen, zeigte sich, womit wir nicht gerechnet hatten – wir waren die einzigen und das sollte sich den ganzen Tag über nicht ändern.

Andreas installierte zwei Topropes und das Vergnügen konnte beginnen. Den ganzen Tag übten wir verschiedene Steigtechniken, den Vorstieg, das Setzen der Eisschrauben und auch das Bauen einer Abalakow Eissanduhr. Zum Schluss wagten wir uns an eine etwas schwierigere Route über einen Eisvorhang, bei der man bereits die vergangenen zwei Eisklettertage in den Unterarmen spürte.

Fallebachfall (Foto Copyright Via-Alpin.de)

Fallebachfall (Foto Copyright Via-Alpin.de)

Es waren wieder einmal zwei interessante Tage Eiskletterkurs, an denen wir viel gelernt oder bereits gelerntes wieder aufgefrischt haben. Dabei zeigte Andreas viel Flexibilität, um das Erleben auf die Möglichkeiten der Gruppe abzustimmen. Und so stiegen wir am Ende eines langen Klettertages mit einem breiten Grinsen im Gesicht wieder zum Parkplatz hinab.

Der Fallebachfall und wir

Der Fallebachfall und wir

Doch worin besteht sie nun – die Faszination Eisklettern? Nun, vielleicht liegt sie in der Tat in dem ungewöhnlichen Gelände, in dem man unterwegs ist. In seiner Vergänglichkeit. In ein paar Wochen werden die Kletterstellen verschwunden sein und so manche Zuwege eher für Wildwasser Paddler interessant. Oder in der Varianz. Das Eis ändert sich schnell. Die Konsistenz des Eises verändert sich zum Teil im Tagesverlauf. Aber auch der Fall als ganzes kann jeden Tag anders aussehen, größer oder kleiner, je nach Wetter.

Am Fallebachfall

Am Fallebachfall

Die Möglichkeit, den Klettersport auch im Winter draussen auszuüben hat natürlich auch seinen Reiz. Und seine ganz eigenen Besonderheiten, wie das Absichern mit Eisschrauben oder die Verwendung von mittlerweile recht spezifischen Eisgeräten. Und an dieser Stelle erklärt sich auch die Anziehungskraft für Ausrüstungs-Nerds – man benötigt schon einiges an Zusatzkram.

Mich jedenfalls hat es gepackt. Eisklettern kommt ab jetzt auf die To-Do Liste für den Winter. Man munkelt, dass man ja auch nicht unbedingt in die Alpen zum Eisklettern muss. Im Harz soll es durchaus auch Möglichkeiten geben, wenn die Bedingungen stimmen.

Zum Schluss gibt es hier für Euch noch ein paar Impressionen vom Eiskletterkurs zu sehen. Nachdem die GoPro Aufnahmen vom vergangenen Jahr im Daten-Nirvana verschollen sind, habe ich das Video dieses Jahr zeitnah bearbeitet. Viel Spaß!

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=WFH2K9GX5ZM