Es war wieder einmal soweit – unsere jährliche Etappe auf dem Eifelsteig im Winter stand auf dem Programm. Den Termin hatten wir bereits festgelegt, als wir im letzten Jahr zum Ausklang der dritten Etappe im Gasthaus in Ripsdorf saßen. Und in jenem Ripsdorf trafen wir uns am Morgen des 2. Februar 2013. Der Parkplatz gegenüber der Kirche bietet sich für Wanderer an – genauso wie der kleine urige Bäcker um die Ecke.

Eifelsteig im Winter

Die Wettervorhersage war etwas durchwachsen. Um die null Grad Celsius sollten die Temperaturen liegen und etwas Schnee wurde auch erwartet. Auf der Herfahrt fuhren wir durch Regen, da ist Schnee doch eindeutig besser.

Wir waren diesmal wieder zu viert – Burkhard, Christian, Robert und ich. Nachdem zusätzliche Ausrüstung wie Zelt und Kocher verteilt und verpackt waren, konnte es endlich los gehen.

Zunächst stapfen wir durch Ripsdorf, verlassen die Hauptstrasse und überqueren selbige nach einem kleinen Schlenker wieder. Auf Feldwegen führt der Eifelsteig hier Richtung Alendorf. Die Alendorfer Kirche – an der der Eifelsteig vorbei führt – liegt etwas abseits vom Ort. Die Kirche stammt aus dem Jahr 1494 und bietet dem Auge des Wanderers eine beschauliche Szenerie. Von der Kirche aus führt ein Kreuzweg hinauf zum Kalvarienberg. Bereits zu Römerzeiten soll es an dieser Stelle eine Siedlung gegeben haben, wie Ausgrabungen belegen. Doch davon wissen wir während der Wanderung nichts. Wir staunen nur über die Wacholderbäume die hier wachsen. Sie bilden den Kern des Wacholder- und Naturschutzgebiets Lampertstal.

In der Wacholderheide

Vom Kalvarienberg folgen wir den Schildern weiter in das Lampertsbachtal. Wir sind uns bereits jetzt einig, dass diese Etappe des Eifelsteig zu den schönsten bisher zählt. Der Winter versucht immer wieder, Besitz von der Landschaft zu ergreifen. Manchmal schneit es derart große Flocken, dass man meinen könnte, Petrus wirft mit Schneebällen.

Man könnte meinen, jemand wirft mit Schneebällen

Als nächstes erreichen wir Mirbach. Das Wetter ist recht ungemütlich. Der Schnee fliegt einem waagerecht ins Gesicht. Es erschallt der Ruf nach Einkehr. Wie gut, dass ein Schild auf die Wanderhütte „Em Backes“  verweist. Wie blöd, dass die Hütte geschlossen ist.

Doch halt, der Aushang zeigt zwei Telefonnummern. Man solle sich melden, wenn man vor der Tür steht. Wir meldeten uns und eine knappe viertel Stunde später wurde uns geöffnet. Wahnsinn! Wir haben die Einkaufstour der Wirtsleute unterbrochen. Es ist nicht bestätigt, ob zumindest er froh über den Anruf war.

Die Wanderhütte bietet Flammkuchen vom Feinsten – frisch aus dem Holzfeuerofen. Wir essen mehr Flammkuchen als Personen am Tisch sitzen und geniessen lecker Eifeler Landbier. Vor dem Fenster tanzen immer noch wild die Schneeflocken. Es ist eine sehr lustige Zeit in der Wanderhütte, aber hey, eigentlich wollen wir doch weiter. Das Schneetreiben draussen hatte mittlerweile etwas nachgelassen.

Hinter Mirbach durchquert man ein ausgedehntes Waldgebiet. Auch hier hat der Schnee die Landschaft in ein Winterwonderland verzaubert. Wir haben ein wenig das Gefühl, dass der Winter an diesem Tag in jedem Tal anders aussieht.

Winterwonderland

Die friedliche Szenerie liegt bald hinter uns und Schilder warnen vor Sprengarbeiten. Der Grund sind Steinbrüche zum Kalksteinabbau. Und davon gibt es in der Gegend nicht nur einen.

Langsam ist es an der Zeit, sich nach einem Biwakplatz umzuschauen. Schliesslich wird die Dämmerung nicht mehr lange auf sich warten lassen. Schneller als gedacht finden wir ein geeignetes Plätzchen und bauen das Zelt auf. Mit vier Erwachsenen in einem Vier-Personenzelt – viel Luxus ist nicht zu erwarten. Aber wir erwarten ihn auch nicht. Eigentlich haben wir Hunger und wollen im Schlafsack verschwinden, bevor die Kälte langsam in die Glieder kriecht. Alle haben dehydrierte Fertiggerichte mit, so dass sich das Kochen auf das Erhitzen von Wasser beschränkt. Und der Abwasch entfällt.

Expeditionsnahrungsparty

Gegen 19:00 Uhr verschwinden wir im Schlafsack. Kurz vor Mitternacht werde ich wach weil mir zu warm ist. Ich liege im Daunenschlafsack und schwitze vor mich hin. Es ist wohl doch nicht so kalt wie gedacht. Also Wärmekragen öffnen, Buff und Mütze ablegen und die Jacke ausziehen. Im Schlafsack wohlgemerkt. Den anderen erging es nicht anders, wie ich am nächsten Morgen erfahre.

Kurz vor 08:00 Uhr pellen wir uns aus den Schlafsäcken. Die Ohrenstöpsel sind Gold wert. Trotz Schnarcher im Zelt habe ich gut geschlafen. Beim Frühstück spielen wir wieder das Spiel „Ich biete den anderen von meinem Essen an, dann muss ich weniger tragen“. Das Zelt wird zusammengepackt, weiter gehts. Ein prüfender Blick über das Biwak. Leave nothing but footprints. Take nothing but photos.

Wir kommen am Wasserfall von Dreimühlen vorbei, einem Naturdenkmal. Drei stark karbonhaltige Zuflüsse des Arbach wurden beim Eisenbahnbau zusammengefasst und umgeleitet. Seitdem wächst die Stufe des Wasserfalls durch Kalkablagerungen stetig. Im Sommer ist der Fall sicherlich eine willkommene Abkühlung für den geneigten Wanderer. Wir machen nur Fotos.

Wasserfall Dreimühlen

Als Paddler haben wir eh mehr Interesse am Ahbach, der meistens links von uns fliesst. Ein schöner Wald- und Wiesenbach, der an diesem Wochenende ausreichend Wasser für eine Befahrung führt. Wir beschliessen, uns den Bach zu merken und mit Booten eines Tages zurückzukehren.

Der Weg heute ist eher urbaner Art. Man läuft viel über Asphalt, vorbei an Siedlungen oder durch Dörfer. Gestern war mehr Natur.

Ein Highlight ist Kerpen. Und das nicht nur wegen der aus dem 12. Jahrhundert stammenden Burganlage. Vielmehr bietet der ganze Ort mit seinen Fachwerkbauten und der darüber thronenden Burg ein Festschmaus für die Augen. Und die Kameralinse.

Kerpen mit Burg

So langsam überlegen wir uns, wohin wir heute noch gehen wollen. Ein Ort mit Einkehrmöglichkeit und Taxistand wäre in unserem Sinne. Und wir beschliessen, dass dieser Ort Hillesheim sein soll. Beim Italiener lassen wir die Tour ausklingen und uns anschliessend mit dem Taxi nach Ripsdorf zurückbringen. Im Taxi werden wir Zeuge eines uns mittlerweile geläufigen Frage-Antwort-Spieles:

„Ihr seid also den Eifelsteig gewandert?“ – „Ja“

„Und wo habt Ihr übernachtet?“ – „Im Zelt.“

„????????“

Auf dieser Etappe haben wir circa 37 km zurückgelegt. Wir dürften damit etwa die Hälfte des Eifelsteigs geschafft haben. Bei konstantem Tempo wären wir in vier Jahren in Trier. Man braucht ja schliesslich Ziele…