Das nenne ich mal Power-Cachen – 2 Tradis in 29 Stunden. Und keine Chance für Beifang. Am vergangenen Wochenende gingen Robert vom Team „Im Namen der Dose“ und ich unseren Plan an, den Königsjodler Klettersteig zu begehen und den gleichnamigen Cache zu heben. Von dieser Tour möchte ich hier berichten.

Die Fahrt ins Zielgebiet gestaltete sich etwas länger als ursprünglich gedacht. Der eine oder andere Stau warf sich uns in den Weg und wir stellten später fest, dass in vielen Bundesländern gerade die Ferien begonnen hatten. So kamen wir deutlich später am Parkplatz an der Erichhütte an. Deutlich später heisst hier gegen halb ein Uhr nachts. Es regnete. Eigentlich wollten wir hier schön biwakieren, aber schön biwakieren enthält auch das Wort „schön“ und sollte auch im Zusammenhang mit dem Wetter gesehen werden. So zogen wir doch ein Lager im trockenen Auto und audiophoner Berieselung mit Jonny Cache (wie passend) diesmal vor. Eigentlich wollten wir früh los und waren der Meinung, dass die eher unbequeme Schlafstatt dafür sorgen würde, dass wir rechtzeitig aufwachen. Pustekuchen! Gegen 7:30 Uhr wurde ich wach. Der Parkplatz verfügt sogar über ein stilechtes Plumpsklo und wenn man die Tür offen lässt, braucht man gar keine Zeitung, sondern kann den Blick ins Tal geniessen.

Ein letzter Check des Wetterberichtes. Der Alpenverein sagt Auflockerungen fast im gesamten Alpenland vorher. Kein Gewitter in Sicht. Schliesslich ging es los. Die Rucksäcke wurden geschultert und die erste Etappe in Angriff genommen. Der Weg zum Einstieg des Klettersteigs ist schon mal die erste Hürde. Zwei bis zweieinhalb Stunden stetig bergauf wandern lassen schon mal die ersten Schweissperlen rinnen. Am Einstieg in den Klettersteig dann noch einmal Besinnung. Das Wetter ist nicht wirklich besser geworden. Die Sicht ist eingeschränkt, Wolken umhüllen uns und ab und an fliegt uns Graupel um die Ohren. Zu allem Überfluss hören wir aus dem Steig Stimmen und wenig später kommt ein Pärchen heruntergekraxelt und berichtet, sie wären umgekehrt aufgrund widriger Bedingungen. Na ja, das geht ja gut los. Aber laut Wetterbericht sollte es ja besser werden. Also stiegen wir ein. Mittlerweile hatte sich ein weiterer Begeher zu uns gesellt – Ingolf.

Koenigsjodler Klettersteig

Die ersten paar Meter sind schon mal knackig und zeigen dem geneigten Klettersteig-Begeher, wo der Frosch die Locken hat und was einen noch so erwarten kann. Robert entschied für sich, an diesem Tag doch nicht fit genug zu sein, um den Klettersteig anzugehen und begann den Rückzug. Vor dieser Entscheidung habe ich höchsten Respekt, da es nie so ganz einfach ist, sich der Gruppendynamik zu entziehen. Wir vereinbarten noch, dass Robert versuchen würde, auf dem normalen Weg zum Matrashaus auf dem Gipfel des Hochkönigs zu gelangen.

Ingolf und ich sind also alleine weiter. Wir hofften immer noch auf eine Wetterbesserung, doch diese sollte sich auch später leider nicht einstellen. Ab und zu rissen die Wolken ein wenig auf und offenbarten einen wunderbaren Blick entweder ins Tal oder auf die Gipfel. Einmal sogar in beide Richtungen auf einmal. Aber nur kurz. Dann waren wir wieder mitten in der Suppe.

Der Königsjodler Klettersteig gilt als absolutes Highlight unter den Klettersteigen und verlangt von den Begehern ein ordentliches Mass an Kondition und ein wenig Klettererfahrung. Der Steig bietet ein? ständiges Auf und Ab über insgesamt 8 Spitzen und zwischendurch interessanter Gratwandelei. Als besondere Leckerbissen gelten die Seilbrücke, meherere Spreizschritte und natürlich der Flying Fox über eine Schlucht.

Apropos Flying Fox. Als wir gerade die Schlucht überquert hatten, schaute oben eine Gestalt von der Spitze und fragte uns, ob es denn ratsam sei, ohne Ausrüstung weiter zu gehen. Wir erklärten ihm nicht, dass es bereits total leichtsinnig war, ohne Ausrüstung bereits bis hierher gegangen zu sein. Wir überzeugten ihn aber auf jeden Fall, dass für ihn an dieser Stelle Feierabend sei und der Klettersteig von nun an mit steigenden Schwierigkeiten aufwarten würde. Ich meine mich zu erinneren, dass der Kerl im T-Shirt unterwegs war. Da fällt mir nichts mehr zu ein…

Die ganze Zeit über lief mein Garmin natürlich mit und zeichnet einerseits fleissig den Track auf und wies andererseits die Richtung zum Cache auf dem Kematstein. Witzig, die noch zu bezwingenden Höhenmeter waren bis kurz vor dem Cache immer mehr als die Luftlinie zur? Dose selbst. Cachen im Gebirge halt. Schliesslich standen wir auf dem Kematstein und wenig später hatte ich die vereiste Dose in der Hand. Dem Cache geht es gut und das Logbuch ist relativ trocken. Aufgrund der früheren Logs hatte ich eine Ersatzdose mitbringen wollen – aber die war bei Robert im Rucksack.

Bei dieser Gelegenheit wollte ich den Akku des Camcorders wechseln und musste leider feststellen, dass meine Helmkamera auf dem Weg hierher irgendwo den Geist aufgegeben hat. Den Fehler habe ich bisher noch nicht gefunden. Mal schauen. Zumindest ein paar Aufnahmen waren im Kasten und können im Video weiter unten bewundert werden.

Auf das Wetter muss ich noch einmal zurückkommen. Denn es wurde nicht besser. Im Gegenteil. Im letzten und schwierigeren Teil des Klettersteiges hatten wir einen bunten Mix aus heftigem Wind, Schnee und Graupelschauer. Innerhalb weniger Minuten lagen in den Tritten im Steig ordentliche Graupelhaufen. In diesem Zusammenhang erlebte ich eine kleine Schrecksekunde als ein Griff, an dem ich mich festhielt ausbrach und ich ca. anderthalb Meter an der Wand runterrutschte. Zum Glück endete die Rutschfahrt noch bevor ich in die Seilbremse des Klettersteigsets krachte. Es war nichts weiter passiert und nach zweimal durchatmen ging es weiter. (Zuhause bemerkte ich einen riesen Bluterguss auf dem linken Oberschenkel. Meine liebe Frau Gemahlin weigert sich standhaft, die Stelle zu bewundern und mich zu bedauern, weil ich ja schliesslich selber Schuld sei.)

Der letzte Teil des Klettersteigs ist noch einmal heftig – besonders bei einem solchen Schietwetter, wie wir es hatten. Nach guten 6 Stunden stiegen wir oben aus dem Klettersteig aus und fanden uns in einer Winterlandschaft wieder. Die letzten Tage hatten ordentlich Neuschnee gebracht und zusammen mit den Wolken ergab sich ein schönes Waschküchenambiente. Noch war unser Tagesziel nicht erreicht. Das Matrashaus lag noch ca. eine halbe bis dreiviertel Stunde von uns entfernt im Nebel. Als wir schliesslich dort ankamen und die Tür öffneten, wären wir fast rückwärts wieder rausgefallen. Ein Lärm schallte uns entgegen. Die Hütte war brechend voll. Damit hätten wir bei dem Wetter nicht gerechnet. Egal, schnell ein Bett organisiert, Essen bestellt und ein Getränk besorgt.

Der nächste Morgen wartete mit strahlend blauem Himmel auf. Die Sicht war einfach nur genial. Warum war das gestern nicht möglich? Es pfiff allerdings ein eiskalter Wind und es herrschten sicherlich Minusgrade am Gipfel. Für den Abstieg wählten wir den Weg über die Mittenfeldalm, da der kürzere Weg durchs Birgkar aufgrund der Schneeverhältnisse nicht ratsam war. Diese Variante bedeutete eine Wanderung von ca. 5 Stunden und sollte noch an dem Cache „Des Kaiser’s neue Kleider“ vorbeiführen. Hier lockte noch ein FTF. In der Nähe der Finalkoordinaten konnte ich weit und breit nichts entdecken, was auf den Cache hinweisen würden. Zudem zeigte das GPS auf Stellen ca. 200 Meter entfernt vom Weg. Ich hatte die Hoffnung fast aufgegeben und wir waren schon auf dem Weiterweg, als wir das Schild, wo der Cache sein sollte doch noch entdeckten. Die Koordinaten waren lediglich 400 Meter off! Zudem war das Logbuch klatschnass. Hier hätte wohl eine Lock-Lock-Dose besser gepasst. Und dann war da schon ein Eintrag im Logbuch von Mitte Juni. Schade, doch kein FTF. Doch bisher wurde der Cache auf GC.com nicht geloggt und bei opencaching ist er nicht gelistet. Na ja, egal.

Irgendwann wurde der Schnee seltener, die Almen grüner, die Pflanzen höher? und die entgegenkommenden Wanderer unpassender angezogen. Wir näherten uns also der Zivilisation. Endgültige Gewissheit erlangten wir, als uns im Tal Blasmusik empfing. Mittlerweile hatten wir uns wieder mit Robert verbündet, der dann doch nicht zum Matrashaus kam, sondern die Nacht in der Erichhütte verbrachte.? Hier verabschiedeten wir uns von Ingolf, der seinerseits noch Pläne vor Ort hatte. Nach einer ordentlichen Käseplatte bei der Sennerei begaben wir uns schliesslich auf den Heimweg.

Was fehlt noch? Ach ja, ein Schlusswort. Was soll ich sagen? Mir hat die Tour super gut gefallen. Abenteuer pur! Auch wenn die Sicht im Klettersteig nicht so schön war, habe ich den Weg genossen. Und habe jetzt eine Ausrede, um noch einmal in den? Königsjodler einzusteigen. Denn das habe ich mir vorgenommen. Danke an dieser Stelle noch mal an Robert und Ingolf für den spassigen Ausflug und an meine Frau, dass ich mit den Jungs spielen? durfte. ;-)

So, und hier noch das Video. Viel Spass!

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Video-Link: http://www.youtube.com/watch?v=yW2_Hdt1RNU